zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Spagat

Kritiken, das liegt in der Natur der Sache, gefallen oder auch nicht, und zumindest dieses Schicksal teilen sie mit Theateraufführungen. Der im Schlosstheater bejubelten Premiere des „Don Giovanni“ folgte am Montag in den PNN eine Besprechung, die eine kurze Erwähnung verdient.

Kritiken, das liegt in der Natur der Sache, gefallen oder auch nicht, und zumindest dieses Schicksal teilen sie mit Theateraufführungen. Der im Schlosstheater bejubelten Premiere des „Don Giovanni“ folgte am Montag in den PNN eine Besprechung, die eine kurze Erwähnung verdient. Sie liest sich wie der alberne Versuch, die Leistung des Regisseurs Ralf Krolkiewicz von der des Ensembles abzukoppeln, anbiedernde Komplimente an einzelne Akteure zu verteilen und gleichzeitig diese erfrischend zeitgemäße Inszenierung als Überhebung abzuqualifizieren. Dabei streift diese Kritik unfreiwillig das Genre der Komik, wenn z. B. geklagt wird, dass da Pontes „Sozialkritik an der Feudalherrschaft des Josephinischen Österreichs“ verlorengegangen sei. Der Spagat, rollengestalterische Superlative in den Text zu streuen und gleichzeitig den Eindruck zu erwecken, hier hätten die Sänger quasi regiefrei agiert, ja möglicherweise gegen die Vorstellungen Krolkiewicz angesungen, mutet wie eine Verrenkung an. Kurz und abschließend: Die Verbalgrätsche ist in ihrer überdeutlichen Widersprüchlichkeit eine halbe Selbstanzeige, aber für den augenscheinlichen Genuss eines Theaterabends zum Glück ohne Belang. Lothar Krone, Potsdam

Lothar Krone

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false