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Lesermeinung: Parkreiniger statt Ordnungsdienst

Schlösserchef: Potsdam droht Imageschaden Generaldirektor Dorgerloh kritisiert Denkmalpfleger wegen Bauamts-Skandal, 20.6.

Schlösserchef: Potsdam droht Imageschaden Generaldirektor Dorgerloh kritisiert Denkmalpfleger wegen Bauamts-Skandal, 20.6.

(Offener Brief an den Staatssekretär der Senatskanzlei Berlin, André Schmitz – Auszug).

Dass einige Parkbenutzer mehr als allgemein erträglich Dreck machen und so fort, das lässt die Stiftung fast täglich verlautbaren. Dieses sollte sie jedoch nicht dazu berechtigen, die Nutzung der Gärten in angemessener Form zu verweigern, die Frage der Angemessenheit wenig konkret und teils widersprüchlich zu regeln und diejenigen mit Strafen zu überziehen, die sich so verhalten, wie es nach dem allgemeinem Verständnis über Jahrzehnte als angemessen galt.

Im übrigen redet die Stiftung das ruppige Auftreten der Ordnungshüter klein. Wenn man die Strafrechtsgeschichte der Aufklärung in Preußen kennt, kann man sich nur darüber wundern, wie wenig dieses gute Erbe von der Stiftung im Hinblick auf den Umgang mit den Bürgern heute gelebt wird. Dass die Stiftung meint, mit Strafandrohungen ihre Ziele, Ordnung und Sauberkeit, durch Aussperren großer Nutzergruppen erreichen zu können, ist realitätsfern. Eine Strafe kann bekanntlich immer nur „ultima ratio“ („letztes Mittel“, „letzter Ausweg“, Anmerkung der Red) sein. Bürgern, denen Kultur und die schönen Künste eine Herzensangelegenheit sind, sollte solches Strafmaß ohnehin gegen den Strich gehen. Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet diese Stiftung einen sicher nicht billigen Ordnungsdienst einführt, statt mehr Parkreiniger zu beschäftigen, die Parkbesucher ja hin und wieder auch zur Ordnung anhalten können. Was stört oder gefährdet die Ordnung, wenn „normale“ Radfahrer den Weg mit Fußgängern teilen? Ich habe nicht gehört, dass dabei ein Mensch zu Schaden gekommen wäre. Warum kann man den wenigen blau markieren Fahrstrecken nicht weitere hinzufügen oder mit entsprechenden (kulturerbe-kompatiblen) Radfahrer-Schildern versehen? Wege gibt es genug. Was stört die Ordnung, wenn Radler ihr Rad auf Wegen durch einen Park schieben? Ist das störender oder gefährlicher als ein Kinderwagen oder ein Rollstuhl? Was ist mit Ausnahmegenehmigungen für Radfahrer, die schlecht zu Fuß sind? In Potsdam machen die Parkflächen etwa die Hälfte des öffentlichen Raums des bebauten Stadtgebiets aus, was ja für die Stadt und ihre Bürger in Bezug auf die Verkehrserschließung und Erreichbarkeit der verschiedenen Stadtteile nicht nur von Vorteil ist. In den Verkehrsspitzen und an Wochenenden sind die Straßen um die Parks verstopft. Das belastet Anwohner und Parks.

Historisch betrachtet: Die Parkwege waren einst unterteilt in Fahrwege, Reitwege und Promenadenwege. Sie alle bedurften aus unterschiedlichen Gründen stetiger Pflege. Und das wird sich auch künftig nicht ändern. Ob Radfahrer mit Wegen weniger pfleglich umgehen als Fußgänger, mag die Stiftung erklären. Kurz gesagt: Ich halte diese Regelung für schädlich. Sie sollte schleunigst zurückgenommen werden.

Burkhard Rochlitz, Berlin

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