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Lesermeinung: Der Wille fehlt

Zur Berichterstattung über die nächtliche Beleuchtung in Potsdam vom 28. Dezember 2015Ja, am Abend ist Potsdam zu dunkel.

Zur Berichterstattung über die nächtliche Beleuchtung in Potsdam vom 28. Dezember 2015

Ja, am Abend ist Potsdam zu dunkel. In schöner Regelmäßigkeit kehrt dieses Thema zurück. Mindestens seit Mitte der 1990er-Jahre gab es die verschiedensten Aktivitäten, um die architektonische Attraktivität unserer Stadt auch nachts würdigend zu beleuchten. Warum aber ist es bis heute nicht geschehen? Es fehlte am guten Willen. Selbst wenn die richtigen Akteure gemeinsam am Tisch saßen, hatten sie kein ausreichendes Verhandlungsmandat. Die Frage, wer es zum Schluss bezahlen soll, blieb bisher unbeantwortet.

Dabei wäre alles ganz einfach, wenn sich vorher die richtigen Entscheidungsträger einigen. Vielleicht lohnt es sich mal, zu überlegen, ob der städtische Energieanbieter, nämlich die Stadtwerke, bei ihren hochkarätigen Festen zugunsten des nächtlichen Lichtes etwas abspecken oder die niedrigen Gaseinkaufspreise zugunsten der Allgemeinheit in Licht abgelten. Initiieren könnten ein solches Szenarium die Stadtverordneten oder die Verwaltungsspitze.

Wie so oft gibt es bei jedem noch so gut gemeinten Vorhaben aber auch Bremser. Die Wissenschaftler der Astrophysik haben ganz andere Ansichten. Sie sprechen von „Lichtverschmutzung“, wenn sie nachts den Himmel über Potsdam beobachten. Sogar eine Lichtverschmutzungssatzung haben sie vor Jahren auf den Weg bringen lassen. Was damit ist, wäre eine weitere zu klärende Frage. Ob die Denkmalpflege uneingeschränkt die nächtliche Illuminierung des Kulturerbes begrüßen würde, gehört ebenfalls zum Klärungsbedarf. Der Teufel steckt wie immer im Detail. Dennoch sollte sich die Stadt angesichts der positiven Entwicklungen in der Mitte endlich einer positiven Lösung widmen. Die ganze Sache aber in den Zuständigkeitsbereich der neuen Tourismusgesellschaft abschieben zu wollen, ist völlig absurd. Schon drei Gesellschaften hat Potsdam verschlissen, weil diese unter anderem mit Aufgaben überfrachtet wurden, die überhaupt nicht ihrem Auftrag entsprachen. Eine angemessene Beleuchtung würde das touristische Potenzial stärken und die Aufenthaltsqualität erhöhen. Letztlich steht unsere Stadt im Wettbewerb mit Städten, die das besser machen. Eine auch nachts attraktive Stadt wäre ein Marketingvorteil im Werben um die Gunst zukünftiger Gäste. Es wäre ein großer Gewinn, wenn gerade von der jungen Generation, nämlich den Potsdamer Studierenden, der entscheidende Impuls zur „Erleuchtung“ ausgeht.

Henning Krentz, Potsdam

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