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Lesermeinung: Bus- und Bahnspur als Königsweg

Zu „Zeppelinstraße soll einspurig werden“ vom 13. Februar.

Zu „Zeppelinstraße soll einspurig werden“ vom 13. Februar. „Reine Schnapsidee“ vom 14. Februar und „Bewegung in Sachen Zeppelinstraße“ vom 19. Februar

Soeben las ich den Artikel, dass der Umbau der Zeppelinstraße auf Eis gelegt ist – und zuerst so großartig angekündigt wurde. Es ist klar, dass hier viele auch gegensätzliche Interessen und Egoismen aufeinandertreffen, aber diese Verkehrshölle muss entschärft und menschenfreundlich umgestaltet werden. Und wieder haben die schwächsten Verkehrsteilnehmer das Nachsehen, die Radfahrer, die Fußgänger. Von der Umweltbelastung ganz zu schweigen, die uns alle

betrifft. Warum muss man, wie hier gelesen, Herrn Klipp in die Schranken weisen? Weil er den Mut hat und den Willen zur positiven Veränderung, und das viele nicht hören wollen? Der jetzige Zustand – verkehrstechnisch wie optisch – der Zeppelinstraße erinnert an die 1960er- und 70er-Jahre. Eine unorganisierte Schnellstraße, die zur Rücksichtslosigkeit einlädt. Machen wir daraus eine in jeder Hinsicht menschenfreundliche Straße und weisen den Autoverkehr gerade hier in seine Schranken! Man muss die Ignoranten und Lobbyisten in die Schranken weisen und nicht Herrn Klipp!

Alexander Untschi, Potsdam

Das Bessere ist der Feind des Guten. Wer also genialere Ideen zur Zeppelinstraße hat als die Vorschläge, die bislang in Matthias Klipps Dezernat ausgekocht und nun unfertig an die Presse durchgestochen wurden, bevor der gute Mann überhaupt die Chance hatte, seinerseits irgendjemanden zu informieren oder zu beteiligen, der möge sie im Zuge der anstehenden Bürgerbeteiligung zur Diskussion stellen. Als betroffener Anwohner und vielfacher Nutzer der Zeppelinstraße, und das in allen Rollen – als Fußgänger, Autofahrer, Radfahrer und sehr gerne auch als Fahrgast in Bahnen und Bussen – mache ich jedenfalls folgende Erfahrungen: Der Auto-Stau in der Zeppelinstraße entsteht in den Stoßzeiten morgens und am späten Nachmittag durch den Pendlerverkehr, zu allen anderen Zeiten vor allem phasenweise durch längere Rückstaus, wenn Autos auf der linken Spur nach links abbiegen wollen, wegen Gegenverkehrs aber lange warten müssen. Oder wenn sie auf der rechten Spur durch anhaltende Bahnen und Busse ausgebremst werden.

In der Stadt Kassel, wo ich lange gelebt habe, hat man diese Probleme durch folgende Maßnahmen ziemlich gut in den Griff bekommen: Die Integration der Regional- und Straßenbahnlinien und ihre Verlängerung in das Umland, komfortable und kostenlose Park-and-ride-Stationen, attraktive Taktzeiten und Umsteigegarantien im Nahverkehr. Auch die Trennung der Spur beziehungsweise des Gleiskörpers von Bahnen und Bussen von den Fahrspuren für Autos, eigene Abbiegespuren für Links- und Rechtsabbieger und der Ausbau des Radwegenetzes haben zum besseren Verkehrsfluss beigetragen. Das Resultat: Flüssigerer Verkehr und bessere Luft für alle. Viele dieser nachweislich erfolgreichen Maßnahmen finde ich in Klipps Vorschlägen wieder. Die Einführung des Bürger-Tickets, wie von den Grünen vor der Kommunalwahl vorgeschlagen, wäre eine weitere Idee. Einfach nichts tun, ist jedenfalls keine Alternative. Sonst wären Stickstoffdioxid-, Feinstaub- und Rußpartikel geschädigte Anwohner wie wir tatsächlich gezwungen, notgedrungen die Stadt zu verklagen.

Bernt Armbruster, Potsdam

Die Einrichtung eines Bus-, Bahn- und Taxistreifens scheint mir der Königsweg zu sein, um den Nahverkehr auf dieser Strecke attraktiver zu machen und den Verkehr auf der Zeppelinstraße zu reduzieren. Nicht vergessen werden darf auch, dass es dringend notwendig ist, den Radweg zwischen Geschwister- Scholl- und Zeppelinstraße auf beiden Seiten zu komplettieren. Es ist unzumutbar und gefährlich, wie sich Radfahrer von Hauseingang zu Hauseingang und zwischen den Passanten am Bahnhof Charlottenhof hindurchschlängeln müssen. Wenn dafür die Zeppelinstraße pro Fahrtrichtung einspurig werden muss, dann ist das eben so. Wer das für die eigene, vermeintlich freie Fahrt ablehnt, sollte auch bedenken, dass für den Verkehrsfluss die Kreuzungen das zentrale Hindernis sind, nicht die freie Strecke. Hierfür ist die wechselseitige Nutzung eines dritten Streifens für Linksabbieger die richtige Maßnahme. Am Ende wird der Verkehr nicht wesentlich schlechter fließen als heute. Also ist es Zeit, die reflexhafte Ablehnung der Einspurigkeit der Zeppelinstraße aus Angst vor den Autofahrern als Wutbürger zu überwinden und auch die Interessen der Radfahrer und Anwohner zu berücksichtigen.

Jens Dörschel, Potsdam

Von Potsdam ist bekannt, dass man in der Stadt zu Verkehrsspitzenzeiten im Stau steht. Ursache sind die Verkehrsverhältnisse mit der Tatsache, dass der gesamte Straßenverkehr von und nach westlich von Potsdam gelegenen Wohnorten sich durch die Zeppelinstraße zwängen muss. Es gibt zu dieser Strecke keine Alternativen. Es gelingt dort derzeit auch nicht, mit einer grünen Welle ohne Halt hindurchzufahren. Die begleitende Bebauung mit Häuserschlucht und Eisenbahnbrücke zwingt vor allem an der Stelle, die der Fotograf im Bilde festgehalten hat, eine besondere Belastung der Bevölkerung herbei. Die Belastung besteht für die Anwohner sicherlich in der Schadstoffbelastung, wie die Stadtregierung erkannt hat, aber auch in der Lärmbelastung, über die kein Wort verloren wird.

Für viele Autofahrer ist diese Strecke zwingend vorgegeben. Die Verkehrsführung über die Zeppelinstraße und dann über die Straßen durch Geltow und Werder schreit nach der Lösung des Problems durch alternative Verkehrsführungen. Wo sind die sicherlich kostspieligen Alternativen? Gibt es dazu Pläne in Potsdam und Brandenburg?

Solange derartige alternative Verkehrswege nicht bestehen, ist die geschilderte Lösung ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein. Solange die Verhältnisse so bleiben, verstärken die Potsdamer Verkehrsplaner die Schadstoff- und Lärmbelastungen auch der Anwohner in Geltow und Werder unausweichlich. Solange wird dabei in Zukunft die Belastung am neu gebauten und sehr engen Kreisel der Bundesstraße 1 an der Holländischen Mühle noch größer werden. Hier wird von den Planern also zu kurz gedacht.

Die Alternativen des Nahverkehrs werden den weiter bestehenden Individualverkehr nicht verringern können. Wo sind die neuen Ideen? Schon zu Zeiten meiner Dissertation über Verkehrslärm in Berliner Straßen im Jahr 1973 war sich die Wissenschaft darin einig, dass der Individualverkehr reduziert werden muss. Hier sehe ich in den letzten mehr als 40 Jahren keinen Lösungsansatz.

Axel Goldacker, Petzow

Die Durchlassfähigkeit der Zeppelinstraße in Potsdam zu halbieren, bedeutet Staus ohne Ende. Und Staus alleine regen nur sehr wenige dazu an, in Busse und Bahnen umzusteigen. Es müsste gleichzeitig ein wirklich großer Schritt beim Nahverkehr erfolgen: Kostenloser Nahverkehr in Potsdam, steuerlich finanziert durch alle Bürger!

Meine bevorzugte Alternative wäre zudem eine Umweltzone vom Bahnhof Pirschheide bis zum Hauptbahnhof und von der Glienicker Brücke bis zur Bornimer Kirche sowie bis zur Nedlitzer Friedensbrücke. Aus dieser Umweltzone würden die besonders relevanten, schmutzigen Laster, Kleintransporter und Geländewagen verschwinden. Genau das sind die Hauptverursacher der ständig überschrittenen Schadstoffgrenzwerte. Fahrzeuge mit vorbildlich entgifteten Abgasen tragen zu den Überlastungsproblemen relativ wenig bei. Außerdem wird der Anteil der Hybridfahrzeuge und der Elektroautos jetzt immer mehr zunehmen. Und die will Potsdam nun in den Stau stellen? Das macht doch keinen Sinn.

Im ständigen Umbau ist Potsdam wirklich absolute Spitze. Die Straßenbahn wird auf manchen Strecken nach rechts, nach links oder wieder in die Mitte verlegt. Sinnvolle Verkehrswege, wie der Nordwest-Ausgang von Zentrum Ost, werden abgerissen. Von der Humboldtbrücke bis Zentrum Ost wird – gefühlt – bald ein Jahrzehnt lang gebaut und umgebaut. Es wirkt konzeptionslos, ziellos, aktionistisch und noch dazu grenzenlos verschwenderisch.

Bernd-Reiner Paulke, Potsdam

Neben der angeführten Feinstaubbelastung geht es meines Erachtens nach in sehr viel höherem Maße um die Freiheit bei der Verkehrsmittelwahl als um Schadstoffe. Bislang steht sie, was die Zeppelinstraße angeht, ja eigentlich nur auf dem Papier. Radfahren findet auf äußerst schmalen Bürgersteigen statt, auf die hervorspringende Treppenabsätze ragen. Straßenbahn- und Busnutzer sind von der Staubildung der Autos mitbetroffen. Die Wahlfreiheit bedeutet aber nicht, dass das eine Verkehrsmittel kraft Dominanz die Benutzung eines anderen Verkehrsmittels faktisch unmöglich macht. Das also gilt es erst zu schaffen: nicht die Wahlfreiheit auf besagtem Papier, sondern in der Wirklichkeit. Und genau deshalb halte ich das Anlegen einer eigenen Straßenbahn- und Busspur, die dem öffentlichen Nahverkehr zu jeder Zeit ein unbeeinträchtigtes Fortkommen ermöglicht, für das Gebot der Zeit. Wenn die Stadtverordneten mangels Mut zu einer derartigen Entscheidung nicht in der Lage sind, muss eben die Verwaltung und der zuständige Beigeordnete vorpreschen. Für nichts anderes als für politische Gestaltung werden die Verwaltungsmitarbeiter mit unseren Steuergeldern bezahlt. Wer das für undemokratisch hält: Hätte die Mehrheit der an der Strecke Wohnenden seinerzeit die allererste Eisenbahn in diesem Land befürworten müssen, kein Kilometer Eisenbahn wäre jemals gebaut worden. Argumente sind Demokratie und die sollten auch genannt werden, abseits von Umfragen und von Votierungen im Internet, die schneller verrauscht sind, als zustande gekommen.

Helmut Krüger, Potsdam

Die zu vielen Autos schaden mit ihrer Lärm- und Abgasemission der Umwelt und Gesundheit der Anwohner. Derzeit bietet der zu billige Sprit zu wenig Anreiz zum Umsteigen – das ist auch eine gute Gelegenheit für eine Ökosteuererhöhung. Es helfen derzeit nur eine Verringerung der Fahrspuren in der Zeppelinstraße und ein noch attraktiverer öffentlicher Nahverkehr. Die Radwege, insbesondere stadtauswärts zwischen der Geschwister-Scholl-Straße und der Kastanienallee, können durch eine radikale Umgestaltung der Bundesstraße 1 sicherer und attraktiver werden.

Jost Kremmler, Potsdam

Ich bin der Meinung, dass die Radwege in der Zeppelinstraße noch aus den 70er-Jahren stammen und an die heutigen Gegebenheiten unbedingt angepasst werden sollten. Es ist sehr gefährlich, diese Radwege zu benutzen, besonders im Bereich zwischen Geschwister- Scholl-Straße bis Kastanienallee stadtauswärts. Die Pendler sollten ihr Auto in der Pirschheide stehen lassen und mit der Tram weiterfahren. Für die Bewohner der Zeppelinstraße wäre das sicher eine Entlastung. Des Weiteren sollten die Verantwortlichen noch mal über den dritten Havelübergang entlang der Eisenbahnbrücke über den Templiner See nachdenken. Die Zeppelinstraße könnte damit deutlich entlastet werden.

Dieter Grützmann, Potsdam

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