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Geehrt, geachtet - und kritisiert: Angela Merkel

© IMAGO/NurPhoto/IMAGO/Andrea Savorani Neri

Geehrt, geachtet – und kritisiert: Der Abschied vom Mythos Merkel beginnt

Die Kosten fürs Haarstyling sind noch ihr geringstes Problem: Die Ex-Kanzlerin holen ihre Entscheidungen ein. Auch der Nachfolger streut fein Kritik an ihrem Erbe ein.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Sie hat die Haare schön - Angela Merkel bekommt ihr Styling noch immer vom Staat bezahlt. Das Kanzleramt will sich wohl nicht lumpen lassen. Obwohl es einige gibt, genauer; in den Fraktionen des Bundestages nicht wenige, die sich daran stören. Zurecht?

Sagen wir so: Man kann geteilter Meinung darüber sein. Es stimmt, dass Merkel noch immer ein Aushängeschild deutscher Politik in der Welt ist; sie wird geehrt, gefeiert. Ihre inzwischen 20 Ehrendoktorwürden, unter ihnen etliche internationale, zeugen davon.

Allerdings nimmt hierzulande die Kritik an ihrer Leistungsbilanz zu. Das macht auch vor ihrer Partei, der CDU, nicht halt. Inhaltlich entkernt und ausgehöhlt habe sie die CDU, so lauten die Urteile - in der CDU. Was wiederum mit ihrer Kanzlerschaft zu tun hat.

Aus der CDU wurde eine SDU, eine Sozial-Demokratische Union, um der SPD die Themen wegzunehmen und selber mit ihnen zu punkten. Dazu die Politik nach Umfragen: Schnell raus aus der Atomkraft, schnell weg mit der Wehrpflicht, um nur zwei Themen zu nennen, die dem Land heute zu schaffen machen.

Wie auch die unter Merkel gepflegte Russlandnähe oder eine Migrationspolitik, deren Urgrund - Flucht und Vertreibung - zu ihren Zeiten lange unbearbeitet geblieben ist. Als Letztes: der Schwund an Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Demokratie, nicht zuletzt in Ostdeutschland. Ausgerechnet, wo doch die Ex-Kanzlerin Ostdeutsche ist.

Und woher kommt das Erstarken der AfD?

Viel fehlt nicht mehr, und Merkels Zeit wird vernehmlicher als einer der Gründe für das Erstarken der AfD genannt werden. Bisher wurde das eher verbucht unter notorischer Merkel-Nörgelei.

Nachfolger Olaf Scholz macht sich das sehr geschickt zunutze. Hier und da streut er inzwischen Kritik an dem ein, was er als Kanzler geerbt hat. Und jetzt bewältigen muss. Dass die SPD über lange Zeit am Regieren oder Nicht-Regieren beteiligt war – geschenkt. Das Thema wird vor dem Hintergrund natürlich lieber ausgespart.

Da ist die Kritik an Kosten für Haarstyling noch Merkels geringstes Problem. Zumal Scholz sich damit nicht erwischen lassen wird. Es gibt genügend andere, die kein gutes Haar an ihr lassen.

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