zum Hauptinhalt

AfD im Brandenburger Landtag: Recht neue Töne

Brandenburgs neue AfD-Landtagsabgeordnete stellen sich vor, ihr Chef Alexander Gauland plant seine erste Rede.

Potsdam - Die AfD lädt zum ersten Vorstellungsgespräch. Und da sitzen sie nun, die elf brandenburgischen Landtagsabgeordneten der Alternative für Deutschland (AfD), die es im Parlament anders und besser machen wollen als die „Etablierten“. Fraktions- und Parteichef Alexander Gauland gibt sich bescheiden. „Natürlich müssen wir noch viel lernen. Wir haben nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen“, sagt er. Es ist ein politischer PR-Termin, der nach den Schlagzeilen der letzten Tage vor allem eine Botschaft hat. Nämlich die, dass es keine rechtsextreme, rechtslastige Truppe sei, die da angetreten ist, dass es keine verkappten Neonazis sind, die da zur eigenen Überraschung plötzlich im Landtag sind. So sagt das niemand. Die Vorstellungen sollen für sich sprechen.

Die Elf, nur zwei Frauen dabei, sind meist gesetzteren Alters, alles Mittelschichtler, Selbstständige, Unternehmer, Juristen. Gestandene Leute, die meisten von ihnen haben Kinder. Für einige, wie etwa die Unternehmensberaterin Christina Schade oder Birgit Bessin, eine Wirtschaftsprüferin, ist die AfD der Start in die Politik überhaupt gewesen. Viele waren lange politisch heimatlos, oder Suchende mit Irrungen und Wirrungen – die allerdings alle am rechten Rand.

Sechs der elf neuen Abgeordneten waren in der Vergangenheit, meistens kurz, Mitglied in rechtslastigen Parteien. So wie Steffen Königer, der im „Bund Freier Bürger“ war, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Königer war außerdem lange Redakteur bei der rechtsgerichteten „Jungen Freiheit“, über die er sagt: Jeder Redakteur stehe dort fest auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, „fester als mancher Bundestagsabgeordnete“.

Da sitzt Rechtsanwalt Thomas Jung, der mal im Wirtschaftsrat der CDU war, dann Brandenburgs Landeschef der Partei „die Freiheit“, einer rechtslastigen CDU-Abspaltung. Als die abdriftete, sei er wieder ausgetreten. Bei der „Freiheit“ war auch Rainer von Raemdock, 57 Jahre, gehobene Stellung im Telekom-Konzern, vorher auch in der CDU und in der SED, aus der er im Frühjahr 1989 ausgetreten sei, ehe er in den Westen floh. Als sich die „Freiheit“ nur auf den Islam konzentrierte, Europa nicht beachtete, habe er die Partei verlassen. Oder Sven Schröder, Jahrgang 1964, der sich als Projektmanager im Einfamilienhausbau vorstellt. Er sei mal bei „Pro Deutschland“, ebenfalls eine Rechtsausßenpartei, gewesen, habe sich dann aber „schnell verabschiedet“. Gauland hat mit diesen Brüchen kein Problem. „Ich habe bei keinem erlebt, dass er frühere Positionen vertritt“, sagt er. Man könne sich irren im Leben, müsse jedem eine zweite Chance geben, so wie den Linken, die bisher in der Regierung waren.

Es ist vor allem die Kritik am Euro, die alle eint, die alle in die AfD zog. So auch den Abgeordneten Andreas, 46 Jahre, Systemadministrator in einer Berliner Senatsverwaltung, der lange in der FDP war. Als die die Rettungspakete mittrug, sei das Tischtuch zerschnitten gewesen. Für die Arbeit im Landtag haben sie schon mal aufgeteilt, wer in welchen Ausschuss geht.

Nein, Sorge, dass die bunte Truppe instabil werden könne, hat Gauland nicht, wie er sagt. Er denkt schon mal darüber nach, was er in der Rede sagen wird, mit der er als Alterspräsident des neu gewählten Landtages eröffnen wird. Er habe sich schon mal frühere Reden angesehen, sagt der 73-Jährige. Es werde bei ihm vielleicht um das Spannungsverhältnis gehen, wem Abgeordnete verpflichtet sind.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false