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Landeshauptstadt: In 100 Metern zum Lakritzbonbon

Im Potsdamer Katjes-Werk werden 50 verschiedene Bonbons hergestellt – dreimal mehr als bei der Eröffnung 2006

Von Katharina Wiechers

Eine glänzende, dunkelbraune Schlange gleitet über das Fließband. Immer schmaler wird sie, bevor sie von einer Stahlbox verschluckt wird. Auf der anderen Seite spuckt die Maschine kleine braune Vierecke aus: die Sallos-Lakritzbonbons von Katjes. Seit acht Jahren werden sie in dem Potsdamer Werk hergestellt, seitdem hat sich die Niederlassung des Süßwarenherstellers in der Wetzlarer Straße gut entwickelt: Dreimal so viele Sorten Bonbons wie noch zur Eröffnung 2006 werden heute dort produziert.

Damals lief die Produktion mit etwa 15 Sorten an, wie Werksleiter Andreas Respondek sagt. Nötig geworden war das Zweitwerk neben der Zentrale im nordrhein-westfälischen Emmerich, weil Katjes die Fertigungslizenz für Granini-Fruchtbonbons übernommen hatte. Alle Katjes-Bonbons sollten von nun an in Potsdam hergestellt werden, während sich das Stammwerk auf die Fruchtgummiproduktion konzentrierte. Mittlerweile kommen 50 Bonbonsorten aus Potsdam. Und auch die Zahl der Mitarbeiter hat sich erhöht, von damals 58 auf 75. Mittlerweile arbeiten sie von Sonntagabend bis Freitagabend durch, im Dreischichtsystem. 2006 reichte noch eine Schicht.

Zu den 50 Sorten gehören neben den Granini-Bonbons und mehreren Sallos-Varianten auch Gletscher-Eis, Ahoi-Bonbons oder Hustelinchen. Alle werden in der gleichen Anlage gefertigt, deshalb muss diese zwischendurch mit einer Flüssigkeit automatisch gereinigt werden. Je nach Sorte dauert das länger oder kürzer, erklärt Respondek. „Von Sallos X-Presso auf Sallos X-tra Cool dauert es nur zirka 30 Minuten, bei der Umstellung von Lakritz auf Frucht sind es aber etwa zwei Stunden.“

Fast 100 Meter müssen die verschiedenen Bonbons in dem Werk durchlaufen. Sind sie dann gekocht, wieder abgekühlt und in Form gestanzt, werden sie in die jeweilige Verpackung gesteckt. Früher gab es dafür Wickelmaschinen, erklärt Respondek. Heute würden die meisten Bonbons aber luftdicht verpackt, so wie die Sallos-Bonbons, die gerade an der Reihe sind. Über mehrere Rollen flitzt eine bedruckte Plastikfolie, in die die einzelnen Bonbons in Sekundenschnelle eingetackert werden. Dann landen sie in den Plastikverpackungen beziehungsweise in Schachteln – für den Spontankauf kurz vor der Supermarktkasse. „Zweitplatzierung“ heißt das im Fachjargon.

Beobachtet werden können die einzelnen Arbeitsschritte in Potsdam von jedermann – über der Produktionshalle verläuft ein verglaster Gang, von dem aus Besucher die Anlage beobachten können. An diesem Vormittag unter der Woche verirren sich nur wenige in die „Gläserne Produktion“, umso mehr ist aber im Outlet im Erdgeschoss los. Dort gibt es nicht nur die in Potsdam hergestellten Bonbons, sondern auch Katjes-Fruchtgummis. In riesigen Mengen liegen die Packungen dort in runden Behältern bereit, die wie auch die Wände, Kassen und Schilder alle in Grün gehalten sind. Eine bewusst gewählte Farbe, wie Produktmanagerin Gisa Schmaltz sagt. Denn Katjes verwendet für seine Yoghurt-Gums, Katzen-Pfötchen und Fred-Ferkel-Gummibärchen keine Gelatine aus Schweineschwarte – im Gegensatz zu vielen anderen Gummibärchenherstellern. Das war zwar bei manchen Katjes-Produkten schon immer so, doch seit 2010 nutzt das Unternehmen dies zu Marketing-Zwecken. So klebt auf jeder Fruchtgummi-Packung ein grüner Sticker, der darauf verweist, dass der Inhalt „veggie“ ist, außerdem wurde eine spezielle Gummibärchenreihe mit grünen Ohren entwickelt. Anfangs waren es die Grün-Ohr-Hasen, dann die Grün-Ohr-Bärchen und nun auch Grün-Schnabel. Auch ein neues Café in Berlin soll Katjes’ Image als vegetarischer Hersteller stärken. Im Café Grün-Ohr in Mitte gibt es neben Gummibärchen auch Cupcakes in verschiedenen Variationen.

Für Veganer sind die meisten Fruchtgummis von Katjes allerdings nichts. Am bekanntesten sind seit dem Werbespot mit Heidi Klum wohl die Yoghurt-Gums – die Fernsehwerbung mit dem Model bescherte dem Unternehmen 2003 eine Umsatzsteigerung von über 20 Prozent – und diese enthalten, wie schon der Name verrät, Milchprodukte. Und auch die anderen Fruchtgummis kommen nicht ohne tierische Produkte aus: Sie werden mit Bienenwachs überzogen, damit sie nicht zusammenkleben.

Anders sieht es bei den in Potsdam hergestellten Bonbons aus. Diese sind alle vegetarisch und teils auch vegan. Doch ein Sticker klebt trotzdem nicht auf den Packungen. „Das wäre, als ob ein Gärtner seine Tomaten neuerdings als vegetarisch anpreist“, sagt Respondek. Für sein Werk blickt er trotzdem zuversichtlich in die Zukunft. Sogar eine zweite Anlage kann sich der Rheinländer, der seit Februar dieses Jahres Chef der Potsdamer Niederlassung ist und seitdem in Bergholz-Rehbrücke wohnt, eines Tages vorstellen. Dann wären noch weitaus mehr Bonbonsorten möglich – konkret geplant ist das aber noch nicht.

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