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Blick auf das neu errichtete One World Trade Center (1 WTC, 2.v.r) und umliegende Hochhäuser.

© dpa/Yorick Jansens

World Trade Center: Aufstieg und Fall

Erinnerung an ein 2001 zerstörtes und inzwischen neu aufgebautes New Yorker Wahrzeichen.

Ein Kommentar von Bernhard Schulz

Fünfzig Jahre ist es her, dass die Doppeltürme des New Yorker World Trade Center eröffnet wurden. Eine Geburtstagsfeier gibt es nicht; allenfalls stilles Gedenken. Die Türme stehen nicht mehr. Der Terrorangriff vom 11. September 2001, der mit den berstenden Türmen mehr als 2700 Menschen in den Tod riss, hat sich für immer ins kollektive Gedächtnis, ja: buchstäblich eingebrannt. Die brennenden Doppel-Hochhäuser wurden zum Symbol der Bedrohung des Westens, seiner Lebensweise und seiner Werte.

Kein Hochhaus war sichtbarer und symbolkräftiger als das Doppel-Bauwerk des World Trade Center. „Welthandelszentrum“, das war schon im Namen ein Versprechen: auf irdischen Wohlstand. Wohlstand durch Handel. An „Wandel durch Handel“ dachte man damals noch nicht, dazu waren die weltpolitischen Blöcke zu fest gefügt.

Ungeachtet des furchtbaren Anschlags vom 11. September, der für immer mit New York und seinem Welthandelszentrum verbunden sein wird, hat der 50. Jahrestag der Eröffnung einen Blick zurück verdient. Es waren ja nicht irgendwelche Hochhäuser, die da in den Himmel über Lower Manhattan gestemmt wurden, keine von denen aus jüngerer Zeit, die oft nicht einmal mehr einen Namen tragen, sondern allenfalls eine Hausnummer.

Mit den Doppeltürmen wollte New York seine alte Rolle als Wirtschaftszentrum der USA untermauern und zugleich den Anspruch, stets an der Spitze architektonischen Wagemuts zu stehen. Daher der Rekord als welthöchstes Gebäude, den, um genau zu sein, allein der Nordturm beanspruchen konnte, mit seinen 417 Metern.

Bis Chicago, eifersüchtig bedacht auf seinen Ruf als Geburtstort des Skyscrapers, zwei Jahre später mit einem nicht weiter bemerkenswerten, aber eben nochmals höheren Büroturm konterte. Damals schien undenkbar, dass eines Tages asiatische Megacities in den Wettlauf um die höchste Höhe einsteigen und ihn ein ums andere Mal gewinnen würden.

Den Touristen konnte es egal sein, sie wollten einfach nur hinauf in die 110. Etage des Südturms mit der Aussichtsterrasse. Bis zum Anschlag von 2001, mit dem die Freude an Höhe und Ausguck zerstob. Auf „Ground Zero“ erinnern zwei quadratische Wasserbecken an die einstigen Türme, die hier vor 50 Jahren gefeiert wurden. Etwas versetzt dazu wurde das neue World Trade Center errichtet. Ein einziger Turm nur, dafür mit 541 Metern deutlich höher als der alte Rekordhalter. Wie es sich für New York gehört.

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