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Kultur: Workshop: Musizieren ist kinderleicht

Ein bisschen fühlte es sich an wie im Bienenstock, als man am Donnerstagvormittag den Nikolaisaal betrat. Über 500 fröhliche Grundschulkinder hatten auf den Sesseln Platz genommen und „warteten“ auf den Konzertbeginn.

Ein bisschen fühlte es sich an wie im Bienenstock, als man am Donnerstagvormittag den Nikolaisaal betrat. Über 500 fröhliche Grundschulkinder hatten auf den Sesseln Platz genommen und „warteten“ auf den Konzertbeginn. Doch erst mal ließ der auf sich warten. Und richtig los ging“s auch nicht auf der Bühne. Denn Clown Jopi – mit Riesenkoffer, im Frack und mit kessem Hütchen – kam auf dem selben Weg, auf dem die jungen Zuhörer vorher den Saal betreten hatten.

Und wie bei einer Fernsehaufzeichnung „übte“ er gleich zu Beginn mit seinen Zuhörern auch Applaudieren und Bravorufe. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen, denn die Kinder zeigten sich nicht nur im Umgang mit Medien unheimlich fit. Das bewiesen sie sofort bei den ersten Versuchen des Musikclowns, den mitgebrachten „Instrumenten“ – von Luftpumpe bis „Boa con Trichter“ – erkennbare Melodien zu entlocken. Aber das „wirkliche“ Musizieren sollten an diesem Tag eigentlich andere übernehmen. Und so erschienen unmittelbar darauf die Musiker der Kammerakademie Potsdam unter Leitung von Peter Tast. Diesmal nicht in strengem Schwarz. Und auch sonst waren sie ziemlich locker drauf, als sie nacheinander die verschiedenen Blas- und Streichinstrumente vorstellten. Den Kontrabass mit der allseits bekannten Melodie von den drei Chinesen natürlich.

Bereits da waren die kleinen Konzertbesucher Feuer und Flamme. Der Clown aber untröstlich, denn seine eigene Geige brach entzwei. Nicht nur deshalb kam er auf die Idee, die Schlagzeugerin des Orchesters zu bitten, in den kommenden zwanzig Minuten Geige spielen zu lernen. Clown Jopi wollte es an diesem Vormittag allen beweisen: Musizieren ist kinderleicht! Und Dirigieren ebenso! Doch erst mal ließ er den Profi ran. Und die Kammerakademie musizierte Mozarts Sinfonie Nr. 40 g-Moll. Gar nicht so leichte Kost für Erstklässler und so mancher konnte sich nicht wirklich darauf konzentrieren. Doch der Riesenapplaus im Anschluss war ehrlich gemeint und steigerte sich noch, als zwei Kinder aus dem Saal auf das Dirigentenpodest steigen und den Taktstock in die Hand nehmen durften. Musikerziehung hautnah nennt man so was heute. Und bei einem weiteren Satz aus der Sinfonie hörten einige mehr mit offenen Mündern zu.

Die Kammerakademie Potsdam hatte eine „Kinderhitparade“ zusammengestellt – von Biene Maja über „Faulsein ist wunderschön“ bis hin zu Pippi Langstrumpf. Dabei kam so mancher Erwachsene ins Grübeln , doch die Hände der Kinder flogen beim Musikraten indes nur so in die Höhe. Neben viel Spaß wurde hier noch die wichtige Erfahrung – ich kann was – vermittelt. So einfach ist kindgemäße Pädagogik. Und auch die zum Schluss geigespielende Schlagzeugerin trug ihren Teil zu einem rundum gelungenen Workshop mit „Freude schöner Götterfunken“ bei. Riesenbeifall und lautstarke Zugabeforderungen waren der Lohn dafür, Kinder zum Zuhören und Musizieren zu ermutigen. Bravo!

Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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