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In Panama soll alles bunter, schöner und höher sein als zu Hause. Also nichts wie hin. Aber so eine Reise ist nicht ohne, wie im Q-Hof derzeit zu erleben ist.

© Poetenpack/Constanze Henning

Kultur: Wo die Poesie sich ein Haus baut

Das Poetenpack begeisterte im Q-Hof mit seinem Kinderstück „Oh, wie schön ist Panama“

Wie gut es doch ist, einen Freund zu haben. Da braucht man sich vor nichts zu fürchten, sagt der ängstliche Tiger zu seinem großen und starken Freund, dem Bären. Und es stimmt ja auch, Meister Petz kümmert sich geradezu rührend um Tiger-Klein, er treibt ihm Baum-Angst, Bienen-Angst und sogar die Angst vor den Kindern davon, welche Janoschs wundervolle Geschichte „Oh, wie schön ist Panama!“ im Q-Hof anschauen möchten.

Mit ihr hat die Theatergruppe „Poetenpack“ einen Volltreffer gelandet. Es geht um zwei Freunde, die unbedingt nach Panama wollen, weil alles dort bunter, schöner und höher sein soll als bei ihnen zu Hause, am Fluss. Mindestens eine Generation ist mit diesem Buch aufgewachsen, jeder kennt es, auch wenn es kaum ein Erwachsener versteht. Es galt also nur, unter den vielen Spielfassungen auszuwählen und diese ins rechte Bild zu setzen.

Alles gut, schon die Mini-Bühne von Eric Gradman überzeugt durch und durch, nicht weil sie so bunt ist mit dem windschiefen Häuschen, den grasgrünen Bergen, die man sogar mit Stabpuppen zum Reisen verwenden kann, und einem zusammenrollbaren Fluss ohne Namen. Sie ist auch der richtige Spiel-Platz für all die Tiere, denen Bär (Codrin Serbanescu) und Tiger (Patrick Bepari) unterwegs begegnen. Keines kennt den Weg, aber alle raten, sich immer rechts zu halten. Und wo kommt man da wieder an?

Am Wochenende hatte dieses poetische Stück (Textfassung Marianne Terplan) in der Lennéstraße Premiere, Julia Penner führte mit Herz und Seele Regie.

Anfangs nun findet man den großen Zottel und den kleinen Pilzesammler in ihrem Bär- und Tigerfell (Kostüme Caroline Sanchez) neckend und spielend bei sich daheim, bis eine wohlriechende Kiste mit der Aufschrift „Panama“ geangelt wird. Nun ist es nichts mehr mit „sweet home“, Panama ist der Renner! Man packt und wandert aus, eben nur immer rechts lang. Unterwegs begegnen sie toll gearbeiteten Tieren wie Maus, Igel, Hase und einem Fuchs, der die Gans niemals fängt. Herrliche Spielsituationen, treffliche Charakterisierungen, diese Rollen werden von Robert Krupke und Arne Assmann mit Witz und sichtbarem Spass an der Freude gegeben. Letzterer spielt zum Gaudi der Kinder nicht nur eine jodelnde und ruminierende Kuh, er ist auch für die Musik der gut einstündigen Inszenierung zuständig. Es war einfach eine Freude, zu sehen, wie behutsam das Ensemble auf die Kinder im Publikum eingeht, wie sie mitspielen durften, sogar von der Gummibären-Suppe durfte gekostet werden. Und dann gab es im Imbisswagen auch noch echte Panama-Bananen im Tigerenten-Look!

Als Bär und Tiger samt seiner kleinen Tiger-Ente am vermeintlichen Ziel aller Wünsche angekommen waren, verdirbt ihnen eine kantige Krächz-Krähe (Robert Krupke) sogleich alle Freude. Das Poetisch-Offene dieses Textes quasi zurücknehmend, klärt sie die beiden Wanderer darüber auf, dass man rechts entlang letztlich immer nur im Kreis gegangen, und dieses windschiefe Häuschen am Fluss doch das ihre sei. Ein theatralischer Balanceakt, den finalen Freudentanz trotzdem noch einigermaßen hinzukriegen! Die beiden nennen ihr sweet home jetzt einfach „Panama“ und freuen sich wie verrückt, unterwegs Maus und den windigen Fuchs und all die anderen Tiere als Freunde getroffen zu haben, obwohl keiner von ihnen den Weg nach dorthin wusste.

Etwas mehr „Nachhaltigkeit“ wäre bei den entsprechenden Szenen genauso gut gewesen, wie die Unterschiede zwischen Bär und dem kindlichen Tiger mehr herauszuarbeiten, beispielsweise dessen Angst vor Bäumen und Bienen.

Aber so ist das eben: Wo die Poesie sich ein Haus baut, bleibt stets etwas offen. Folglich ist auch immer noch „mehr“ drin. Töricht wäre es, sie wieder zu vertreiben, durch allzu viel Vernunft und Logik.

Die nächsten Vorstellungen finden vom 18. bis 20. Juli sowie vom 26. bis 28. Juli, jeweils 15 Uhr, in der Lennéstraße 37 statt. Kartenvorbestellung unter Tel. (0331) 9791291

Gerold Paul

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