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Kultur: Wenn es in den Fingern kribbelt

Das Landesjugendjazzorchester Lajjazzo und Gäste spielen am Sonntag im Nachtboulevard – ein Jubiläumskonzert 20 Jahre nach der Ensemblegründung

Bis heute haben sie geprobt, im Kloster Michaelstein in Blankenburg im Harz. In Brandenburg, sagt Philipp Schoof, fanden sie keinen Ort für ein Probenlager von jungen Jazzmusikern. Doch weil die Mitglieder des Brandenburger Landesjugendjazzorchesters Lajjazzo aus ganz Deutschland anreisen, werden Probenphasen vor Konzerten gebündelt. Am Sonntag spielt Lajjazzo in Potsdam, im Nachtboulevard des Hans Otto Theaters.

„Keine Sorge, wir passen da rein und die Akustik ist gut“, sagt Philipp Schoof, Projektleiter des Lajjazzo. Vor zwei Jahren musste der heute 26-jährige Saxophonist aus Altersgründen ausscheiden „Es kribbelt mir aber immer in den Fingern, wenn sie spielen“, sagt er.

Bis zu 25 handverlesene Musiker im Alter von 16 und 24 Jahren gehören zum Lajjazzo, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen begeht. Gründer und erster Ensembleleiter war Konrad Körner, unter anderem einst Klarinettist bei den legendären Berliner Jazz-Optimisten. Anliegen der etwa 15 Mitglieder der neuen Big Band sei es gewesen, Jugendliche für den Jazz zu begeistern – Akteure als auch Zuhörer, sagt Schoof. Förderung von Jazz im Jugendbereich habe es damals kaum gegeben, sagt Schoof. Bis heute ist das Motto, die Big-Band-Musik für junge Leute interessant zu machen, aktuell. Bis zu 15 Konzerte spielen sie jedes Jahr, in Berlin und Brandenburg aber auch im Ausland, sie waren in Finnland und fahren in diesem Sommer in die USA.

Mittlerweile gibt es ein Nachwuchsensemble, Schüler ab 13 Jahren entdecken dort, wie es ist, gemeinsam zu musizieren – und natürlich die Musik des Jazz. „Jazz spielen – das kann eigentlich jeder gute Musiker. Man muss sich diesen Schritt, den Blick über den Tellerrand, vor allem zutrauen“, sagt Philipp Schoof. Auch ein paar Notenkenntnisse sind hilfreich – bei so vielen Schülern kann nicht nur improvisiert werden. Häufig kommen die jungen Musiker aus Familien, in denen viel musiziert wird und sind mittlerweile selbst Musikstudenten. Viele rücken nach dem Ausscheiden aus Lajjazzo in andere Orchester auf und werden später Berufsmusiker oder Dozenten.

Das Brandenburger Jazzensemble pausierte von 2006 bis 2008, es fehlte an einem passenden künstlerischen Leiter. Dann konnte man Jiggs Whigham gewinnen, renommierter Posaunist aus den USA, Big-Band-erfahren, einer, der noch die ganz Großen der Jazz-Ära wie Glenn Miller erlebte. Whigham, der einst die Rias Big Band geleitet hatte, brachte Kontinuität und fand schnell einen Draht zu den Jugendlichen. „Und er strahlt eine Aura aus – wenn er einen Raum betritt, dann spielt man gleich ganz anders, viel besser“, sagt Schoof

Mit Jiggs Whigham belegte das Orchester 2010 den ersten Platz beim Wettbewerb für Auswahlorchester in Bamberg, ein Jahr später spielten sie ein Album ein. Seitdem kommen mehr Anfragen von Musikern, die mitspielen wollen, als das kleine Orchester in Trägerschaft des Landesmusikschulverbands vertragen kann.

„LaJJazzO – twenty years of finest Big Band Music“ heißt das Motto ihres Jubiläumsprogramms in Potsdam. Mit Gitarren und Kontrabass, Klavier, Schlagzeug und dem traditionellen Bläsersatz, Trompeten, Posaunen und Saxophonen, spielen sie europäische, aber auch amerikanische Kompositionen und Arrangements. Als Gäste sind Dozenten der BBC Big Band aus London dabei. Steffi Pyanoe

Konzert am Sonntag um 18 Uhr in der Reithalle, Hans Otto Theater. Karten kosten 12, ermäßigt 10 Euro

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