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PAUKEN & Trompeten: Wenn es am Schluss erst losgeht

Brillantes und Kontemplatives wechseln im Zugabenteil klassischer Konzerte oft ab. Zunächst wird mit Bravourstücken geblitzt, dann aber wollen Zuhörerinnen und Zuhörer beruhigt werden, müssen sie doch noch durch die Nacht nach Haus und in den Schlaf finden.

Brillantes und Kontemplatives wechseln im Zugabenteil klassischer Konzerte oft ab. Zunächst wird mit Bravourstücken geblitzt, dann aber wollen Zuhörerinnen und Zuhörer beruhigt werden, müssen sie doch noch durch die Nacht nach Haus und in den Schlaf finden. Immer aber ist die Zugabe kurz und eindrücklich, sie spricht in wenigen Minuten vom Leben wie der Musik, sie bleibt der Ort, an dem Künstler mit dem Publikum noch einmal in eine neue Verbindung treten, schon deshalb, weil Zugaben zwar eingeübt und vorbereitet, aber dennoch spontan anberaumt und angesagt werden. Mitunter werden keine Zugaben gespielt, weil Künstler sich nicht aufgelegt fühlen oder das Publikum nichts weiter mehr aufnehmen kann. Dann wieder wird ein Encore nach dem anderen bewilligt, weil die Anspannung nachgelassen hat, weil das Zugabespielen Freude macht und das Publikum mehr hören möchte: Dann fangen Konzerte erst so richtig an, dann kocht der Saal – auf kleiner Flamme natürlich, schließlich geht es um klassische Musik.

Die amerikanische Geigerin Hilary Hahn jedenfalls, Enkelschülerin des belgischen Violinvirtuosen Eugène Ysaÿe, dürfte das Zugabespielen von frühester Kindheit an kennen. Am Dienstag präsentiert sie im Rahmen ihres Projektes „The Hilary Hahn Encores“ einige der bislang knapp dreißig Zugaben, die sie bei Komponisten unserer Zeit eigens für sich in Auftrag gegeben hat. Im Kernprogramm ihres Konzerts spielt sie nicht nur eine Sonate des Komponisten und Geigenvirtuosen Arcangelo Corelli, nicht nur Gabriel Faurés schwerblütige, oktavensatte, auch für Klavier hochanspruchsvolle erste Sonate A-Dur nach klassisch-romantischem Vorbild, sondern mit der berühmten Chaconne von Johann Sebastian Bach auch einen der top favorites aller Geigen-Encores: höchste Virtuosität bei größter Ruhe, eine Konstruktion auf der Grundlage der kurzen, immer selben harmonischen Folge, kurz, eine Faszination, der eine Vielzahl späterer Komponisten erlegen ist, mit Bearbeitungen, die sich ihrerseits perfekt als Zugaben eignen.

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