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Von Peter Walther: Im Dienste der Literatur

Zum Tod des Potsdamer Publizisten Fritz Erpel

„Fritzisch gesinnt“ nannte man zu Goethes Jugendzeiten die Anhänger Friedrich des Großen, und „fritzisch gesinnt“ sein musste, wer sein Kind 1929 in Potsdam den Namen Fritz gab. Nur schwer jedoch lässt sich die Erscheinung des Potsdamer Publizisten Fritz Erpel mit dem in Einklang bringen, was – einem geläufigen Missverständnis zufolge – für das „Preußische“ gilt. Nicht die vorschnelle Stellungnahme, die geistige Überrumplung auf breiter Front, sondern das anspielungsreiche Herantasten an den Gegenstand und dessen eher beiläufig wirkende Erhellung sind die Markenzeichen seiner schriftstellerischen Wirksamkeit gewesen. Auf diese Weise hat Fritz Erpel sein Lesepublikum in über zwanzig Büchern mit Leben und Werk von Beckmann, Michelangelo, Pissaro und anderen bekannt gemacht.

Dass es dazu kam, schien im Lebensweg des Germanisten nicht angelegt zu sein. Erpel hatte am Potsdamer Humboldt-Gymnasium sein Abitur absolviert, an der damaligen Landeshochschule studiert und eine Zeitlang als Assistent gearbeitet. 1952 machte er die Bekanntschaft von Peter Huchel, der ihn fünf Jahre später in die Redaktion der Literaturzeitschrift „Sinn und Form“ aufnahm. Bis zur erpressten Abdankung Huchels redigierte Fritz Erpel hier die Texte der literarischen und philosophischen Prominenz: Ernst Bloch, Günter Eich, Paul Celan, Jean Paul Sartre, Yannis Ritsos.

Zum Programm der Zeitschrift gehörte es, die geistigen Brücken in den Westen nicht abreißen zu lassen. Umgekehrt kalkulierten die Kulturfunktionäre, die Zeitschrift könne dem Westen mit seinen eigenen Mitteln das politische System in der DDR schmackhaft machen. Das war nach dem Mauerbau nicht mehr nötig, und prompt häuften sich die Fälle von Bevormundung, die Huchel zur Aufgabe zwangen. Sein Redakteur Erpel, obwohl in einer weniger windgeschützten Lage als das weithin bekannte Mitglied der Akademie der Künste, schloss sich der Kündigung an und stand einstweilen auf der Straße.

Es folgten über drei Jahrzehnte freiberuflicher Arbeit und ein publizistisches Werk, das sich stets in den Dienst seines Gegenstands stellte. Die Brief- und Tagebuchausgaben bedeutender Künstler, die Bildbände von Cézanne, Rembrandt oder van Gogh, haben für jenes Quentchen Farbe gesorgt, ohne das der Alltag dereinst noch ein bisschen trüber gewesen wäre. Dankbare Leser werden sich daran erinnern. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Fritz Erpel 81-jährig am 30. Dezember des vergangenen Jahres gestorben.

Peter Walther ist Germanist und Mitarbeiter des Brandenburgischen Literaturbüros in Potsdam

Peter Walther

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