zum Hauptinhalt

Kultur: Von liebenswürdiger Offenheit Die Schauspielerin

Maria Milde ist tot

Maria Milde ist tot Die Schauspielerin und Autorin Maria Milde ist am 28. Januar in Berlin verstorben. Maria Milde war überwiegend in kleineren Rollen von Ufa- und DEFA-Filmen zu sehen. Sie wurde am 3. März 1921 in Leipzig geboren. Am dortigen Opernhaus erhielt sie eine Ausbildung als Balletttänzerin und trat u.a. in Inszenierungen von Detlev Sierck auf. 1938 wechselte sie zum Hiller-Ballett. Die Girltruppe gastierte mit großem Erfolg in internationalen Varietés und wurde in etlichen Filmen eingesetzt („Es leuchten die Sterne“, „Wir tanzen um die Welt“). Während eines Engagements in München machte die Bavaria erste Probeaufnahmen von ihr, Tests bei der Ufa in Babelsberg folgten. Maria Milde, deren Wunsch es war, Schauspielerin zu werden, wurde in die Deutsche Filmakademie aufgenommen. Im Gegensatz zu ihren Kommilitonen und Kommilitoninnen (Hildegard Knef, Doris Holve, Heinz Lausch, Harald Holberg) wurde sie zunächst nicht in Spielfilmen eingesetzt. Ihre Beziehung zu dem, als politisch unzuverlässig geltenden Schauspieler Raimund Schelcher mag der Grund dafür gewesen sein. 1943 erhielt Maria Milde eine Hauptrolle in dem, für interne Zwecke produzierten Studiofilm „Schauspielschule“. Erst danach folgten einige Filmverträge für Parts, die kaum über den Edelkomparsenstatus hinauskamen („Das war mein Leben“, „Das kleine Hofkonzert“). In den letzten Kriegsmonaten setzten sich der Regisseur Arthur Maria Rabenalt und der Chef der Berlin-Film Otto Heinz Jahn für sie ein. Daraufhin erhielt Maria Milde größere Rollen in „Wir beide liebten Katharina“ und „Frühlingsmelodie“. Die Produktion beider Filme wurde bei Kriegsende abgebrochen. Rabenalt holte sie zur neu gegründeten DEFA für die Filme „Chemie und Liebe“ und „Das Mädchen Christine“. Otto Heinz Jahn, mit dem Maria Milde bis zu dessen Tod zusammen lebte, schrieb zwei Filmstoffe für sie: „Mädchen hinter Gittern“ und „Ännchen von Tharau“, doch konnte er ihre Besetzung bei der Produktion nicht erwirken. In den 50-er und 60-er Jahren war Maria Milde in diversen kleineren Rollen zu sehen, so in Hans Deppes „Heideschulmeister Uwe Karsten“, in Fritz Langs letztem Film „Die tausend Augen des Dr. Mabuse“ und in Staudtes „Der letzte Zeuge“. Aus ihren Synchronaufgaben ragt Walt Disneys „Dornröschen“ heraus. In den 70-er Jahren trat sie in mehreren Serien des SFB Werbefunks auf (z.B. „Algebra um Acht“). Neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit schrieb Maria Milde auch Drehbücher für das Fernsehen. Einen Sensationserfolg hatte sie 1978 als Autorin des Buches „Berlin. Glienicker Brücke“, in dem sie sich an ihre Zeit als Ufa-Nachwuchs und an die letzten Kriegstage in Babelsberg erinnert. Der Bericht überragt die übliche Memoirenliteratur durch seinen reportagehaften, unsentimentalen Stil. Das Buch wurde vielfach neu aufgelegt und Maria Milde war Gast vieler Talkshows und Lesungen. Gern gab sie Auskunft über ihr Leben und ihre Zeit, ihre Freundschaften mit vielen interessanten Persönlichkeiten, wie dem Komponisten Ernst Roters und dem Regisseur Peter Pewas, oder ihre Zusammenarbeit mit Staudte, Lang, Berger, Piscator. Sie war eine ideale Zeitzeugin mit einem hervorragenden Gedächtnis und liebenswürdiger Offenheit. In den letzten Jahren arbeitete sie an einer Fortsetzung ihres Buches. Maria Mildes reichhaltiger Nachlass wird der Öffentlichkeit durch das Filmmuseum Potsdam zugänglich gemacht, dem sie bis zu ihrem Tode freundschaftlich verbunden war. Am 11. Februar wird sie auf dem Friedhof Hüttenweg beigesetzt. Guido Altendorf

Guido Altendorf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false