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Von Klaus Büstrin: Eine der dunkelsten Intrigen

Toks Körner spielt ab heute den Othello in einer Neuinszenierung des Hans Otto Theaters in der Reithalle A

Othello und Desdemona sind ein Paar, ein Traumpaar: Er ein erfolgreicher General, sie die schöne Tochter aus gutem venezianischen Hause. Die Hochzeit war heimlich. Doch auf Zypern, wo beide nun hinfahren, sollten die Vorurteile kein Gewicht mehr haben. Othello ist schwarz und er ist ein Spitzenmann – kompetent, zuverlässig, offen, patriotisch. Ja, liebenswert. Vielleicht ist er etwas zu naiv und vielleicht war es auch ein Fehler, Fähnrich Jago bei der Beförderung zu übergehen und den charmanten Cassio zum Leutnant zu machen. Aber kann das Grund genug sein für Jago, Othello mit Perfidie in ein Eifersuchtsdrama zu treiben?

Diese Frage stellt sich in William Shakespeares „Othello“, das wohl berühmteste Eifersuchtsdrama, das für die Bühne je geschrieben wurde. Ab heute steht es auf dem Spielplan des Hans Otto Theaters. Sebastian Wirnitzer, der schon mehrfach mit Regiearbeiten auf der Potsdamer Bühne überzeugte, hat diese Tragödie inszeniert. Das „Traumpaar“ Othello und Desdemona spielen Toks Körner und Jenny Weichert, den Bösewicht Jago Matthias Hörnke. Für Körner ist es das erste Mal, das er den Othello geben darf. Er, der selbst ein Farbiger ist, kann den wohl bekanntesten Farbigen der Theaterliteratur nun darstellen. „Die meisten Kollegen müssen für die Rolle sehr lange in der Maske sitzen, um einigermaßen schwarz zu werden. Im Offensichtlichen meiner Hautfarbe liegt wohl auch die Chance, die Normalität des Othello zu unterstreichen“, sagt Toks Körner.

Die Mutter ist Ostberlinerin, der Vater Nigerianer. Beide lernten sich während des Medizinstudiums in Russland kennen. Vor 34 Jahren wurde in Berlin-Lichtenberg der Sohn geboren, den sie Toks nannten. Der Vorname ist eine Abkürzung des afrikanischen Namens Tokunboh – das Kind, das in Europa geboren wurde. „Drei Monate vor dem Fall der Mauer gingen wir nach Westdeutschland, nach Wuppertal. Mein leiblicher Vater zog aber bald nach Nigeria zurück. Heute praktiziert er dort als Arzt“, erzählt Körner. Der jetzt wieder in Berlin lebende Schauspieler bezeichnet sich als Späteinsteiger in seinem Beruf. „Mit 24 Jahren habe ich erst mit der Schauspielerei angefangen. In einer freien Theatergruppe in Wuppertal spielte ich in Eugene Ionescus ,Die kahle Sängerin mit, habe auch hinter Fernsehkameras gejobbt. Dabei wurde mir der Wert des Theaterspielens so richtig klar. Ich dachte, da kann ich ganz andere kreative Kräfte entdecken, die mir noch nicht bewusst waren. Man hat mir Mut gemacht, mich an einer Schaupielschule zu bewerben.“ Toks Körner ging schließlich an die Folkwangschule in Essen. Nach dem Studium war er an mehreren Theatern tätig, unter anderen in Bremen, Köln, Bonn, Osnabrück. Dort spielte er eine große Palette von Rollen. Auch im Film und im Fernsehen wird er gern besetzt. Derzeit laufen die Dreharbeiten zur Sat I-Serie „Klinik am Alex“, in der er in einer Hauptrolle ab Januar 2009 zu sehen ist.

Es ist nun das erste Mal, dass er am Potsdamer Hans Otto Theater auf der Bühne steht. „Othello ist eine Herausforderung für jeden Schauspieler. Da muss man schon einen Regisseur an der Seite haben, den man vertrauen kann. Und mit Sebastian Wirnitzer klappt es super“, bekennt Toks Körner. Er glaubt, dass es in dem Stück nicht vordergründig um Fremdenfeindlichkeit geht, sondern um die Wesenszüge verschiedener Menschen. „Othello hat wenig Menschenkenntnis. Er versteht und spürt die oftmals intriganten Taktiken seiner scheinbaren Freunde nicht. Er vertraut Jago mehr als Desdemona. Und so muss der Zuschauer die Demontage eines grundehrlichen und verblendeten Menschen, dem die Cleverness des Jago fehlt, mitansehen, bis zur furchtbaren Tragödie. Eine der dunkelsten Intrigen der Weltliteratur“, sagt der Othello-Darsteller Toks Körner.

Premiere heute 19.30 Uhr, Reithalle A. Weitere Vorstellungen am 15. und 17. Oktober, 19.30 Uhr.

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