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Kultur: Von der Schönheit berühren lassen 5. Ökofilmtour wurde im Filmmuseum eröffnet

Wie lässt sich die Verbundenheit zur Natur ausdrücken? Das Oberhaupt der indigenen Kaiowá-Guaraní von Takuára im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso soll eine Handvoll Erde vom Land seiner Vorfahren gegessen haben.

Wie lässt sich die Verbundenheit zur Natur ausdrücken? Das Oberhaupt der indigenen Kaiowá-Guaraní von Takuára im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso soll eine Handvoll Erde vom Land seiner Vorfahren gegessen haben. „Diese Erde ist mein Leben. Meine Seele. Wer mich von hier wegbringt, der nimmt mir das Leben“, sagte er zu einer Senatorin der brasilianischen Regierung. 2003 wurde dieser Kazike mit Namen Macos Veron von gedungenen Killern ermordet. In Brasilien unter weißen Landbesitzern keine seltene Methode, sich unliebsamer Zeitgenossen zu entledigen.

Genau diese Begebenheit verarbeitet der chilenisch-italienisch stämmige Regisseur Marco Bechis in seinem 2008 entstandenen Spielfilm „Birdwatchers – Das Land der roten Menschen“, mit dem am Donnerstagabend die Ökofilmtour 2010 im Filmmuseum eröffnet wurde. Diese tourt in diesem Jahr bereits zum fünften Mal in Folge bis Mitte April mit 40 Dokumentar- und Spielfilmen durch das gesamte Land Brandenburg. Und wie sehr der bildstarke Eröffnungsfilm, der die Kolonialisierung und insbesondere die Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes durch weiße Siedler seit 500 Jahren thematisiert, auch etwas mit uns zu tun hat, wurde sehr schnell im sich anschließenden Publikumsgespräch deutlich.

Denn der Verkauf von Flächen, die eigentlich allen Menschen zugänglich sein sollten, findet auch in Brandenburg statt. Zuschauer sprachen die Veräußerung von Seen durch diverse Bodenverwaltungs- und Verwertungsgesellschaften an und äußerten ihre Sorge über die Folgen für uns alle.

Der Vorsitzende des NABU Brandenburg, Tom Kirschey, der die Diskussion gemeinsam mit SPD-Politikerin Monika Griefahn und Hannelore Gilsenbach bestritt, sagte, dass auch seiner Organisation vor allem finanziell dabei weitgehend die Hände gebunden seien. Hannelore Gilsenbach, die die Zeitschrift „Bumerang – Naturvölker heute“ herausgibt, steuerte viele Informationen über die Situation indigener Völker, die heute noch fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, bei: Die eine besonders enge Beziehung zum Land haben und deren Zivilisation nicht erst durch ungebremsten Sojaanbau und Profit versprechende Palmölplantagen bedroht ist.

Auf die Frage, was man hierzulande tun kann, um der weiteren Zerstörung des Regenwaldes entgegenzuwirken, wurde neben bewusstem und nachhaltigem Konsum auch das allgemein herrschende Informationsdefizit bzw. Halbwissen angesprochen. Diesem etwas entgegenzusetzen, ist auch das Festival des Umwelt- und Naturfilms in Brandenburg angetreten, denn mit künstlerischen oder dokumentarischen Mitteln ist es um einiges leichter, vielschichtige und komplizierte Zusammenhänge für Menschen fast jeden Alters und Bildungsstandes zu verdeutlichen.

Die Zuschauer der Auftaktveranstaltung waren zudem berührt von den einprägsamen Bildern, die auch die Schönheiten des Waldes und der indigenen Menschengemeinschaft der Kaiowá-Guaraní spiegelten. „Wenn man die Probleme lösen will, muss man auch die Schönheiten kennen“, so Monika Griefahn, die zum dritten Mal die Festivaljury leitet. Hannelore Gilsenbach bekannte ihre Faszination dafür, dass indigene Völker die Natur wie ihre Mutter behandeln und damit vorbildhaft für uns alle sein könnten: Seine Mutter behandelt man mit Ehrfurcht, man verhackstückt und verkauft sie nicht, so Gilsenbach.

Eine Ode auf unseren Planeten und sein zerbrechliches Gleichgewicht ist auch der in den Kinos leider nur selten gezeigte Dokumentarfilm „Home“ von Yann Arthus-Bertrandt, von dem der ehemalige Bundesumweltminister Siegmar Gabriel deshalb 6000 Kopien für die Schulen erworben hat und der ebenfalls am Donnerstag zur Eröffnung gezeigt wurde. Astrid Priebs-Tröger

www.oekofilmtour.de

Astrid Priebs-Tröger D

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