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Von Astrid Priebs-Tröger: Starke Schwestern

Die italienische Fotografin Ursula Swoboda stellt sich im Alten Rathaus mit „Mein Name ist Frau“ vor

Eine uralte, beseelt rauchende buddhistische Nonne, kraftvolle ostasiatische und afrikanische Mütter mit ihren Kleinkindern auf dem Rücken oder die wunderschönen Bräute aus Sri Lanka oder Sizilien: Die italienische Fotografin Ursula Swoboda hat sie alle vor ihrem Objektiv gehabt. Seit 25 Jahren reist die heute 67-Jährige meist allein durch die Welt und sie hat dabei diese ungemein warmherzigen und sinnlichen Bilder von ihren Geschlechtsgenossinnen gemacht. Unter dem Titel „Mein Name ist Frau“ sind derzeit über 70 ausgewählte Fotografien im Alten Rathaus zu sehen.

„Bilder vom Lebenszyklus der Frau“ nennt sie die kleine, temperamentvolle Urheberin. Und es ist ihr wichtig, sowohl die jungen träumenden Frauen an der Schwelle zum Erwachsensein zu porträtieren, als auch würdige Greisinnen vor ihre Kamera zu bekommen. Dabei entstehen sehr berührende Momentaufnahmen aus dem Leben von unbekannten, starken Schwestern. Immer noch begeistert erzählt die Fotografin von ihrem Besuch bei einer wunderschönen alten Frau, einer Königin eines Dorfes auf Indonesien. Sie nennt noch immer langes glänzendes schwarzes Haar und ein gänzlich faltenfreies Dekolleté ihr eigen und schaut mit großen wissenden Augen den Betrachter an.

Schräg gegenüber hängt dagegen die anrührende Fotografie einer verwirrten Alten, die ebenfalls eine große Zufriedenheit ausstrahlt. Und dieses Einssein mit sich selbst strahlen auch die meisten der anderen Porträtierten aus. Egal, ob die Frauen viel zu schwere Lasten oder ihre Kinder tragen, ob sie „niedere“ Arbeiten verrichten, trauern oder meditieren. In diesem mit der Kamera eingefangenen Moment sind sie völlig bei sich, wie „schwer“ ihr sozialer Hintergrund oder ihre „Unterdrückung“ aus westeuropäischer Sicht auch immer sein mag. Und das macht sie stolz und unangreifbar. Ja, man kann sie sogar beneiden, wie selbstverständlich und würdevoll sie in die Kamera blicken und auch darum, welch’ „solidarisches“ Miteinander sie in Gruppen an den Tag legen.

Eine Fotografie wirkt hingegen wie ein Fremdkörper, in der vom Potsdamer Verein „IL Ponte“ präsentierten Ausstellung. Es ist ein „Mutterbild“ von einer Touristin in Ägypten. Die blondgelockte Schöne, im knappen Bikini und mit Highheels, hält vor ihrem perfekt modellierten Körper ihr eigenes nacktes Baby. Doch die Verbindung von Mutter und Kind wirkt überaus künstlich. Das Kind sieht aus wie eine Dekoration auf einem Werbefoto für Bademoden. Dieses Bild lässt manche „Freiheiten“ und Moden in einem ganz anderen Licht erscheinen. Auch und vor allem, wenn man die vielen verschleierten Frauen auf Ursula Swobodas farbigen Fotos sieht. Diese sind jedoch nie bunt. „Ich versuche, immer nur zwei oder drei Farben zu benutzen“, sagt die Fotografin, die nur analog mit einer Nikon 70 fotografiert. Aber in der Zusammenschau bilden sie ein ungemein vielfarbiges Bild von ganz unterschiedlichen Frauenleben ab, das hiesige Betrachterinnen einlädt, sich in äußerlich exotische Welten, aber dabei auch ins eigene Innere zu begeben.

Denn trotz aller äußeren Unterschiede wird der Betrachter nicht umhinkommen, auch nach den verbindenden Gemeinsamkeiten zu suchen und manche Wertungen in Hinsicht auf Geschlechterfragen zumindest für einen Moment infrage zu stellen.

Die Ausstellung ist bis zum 10. Mai im Alten Rathaus zu sehen, von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Montag Ruhetag.

Astrid Priebs-Tröger

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