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Eine Touristin betrachtet am Donnerstag in der Bildergalerie von Sanssouci in Potsdam die zehn vor einem Jahr zurückgegebenen Bilder, die seit 1945 als verschollen galten. Dank einer Spende des Lions Club konnten jetzt vier der zehn Bilder restauriert werden.

© Bernd Settnik/dpa

Verschollen geglaubte Bilder restauriert: Der Rubens hinter dem Sofa

Vier der verschollen geglaubten Gemälde aus der Bildergalerie Sanssouci sind restauriert / Privatbesitzer hatte Kunstwerke nie aufgehängt

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Einen aufsehenerregender Fund hatte der Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Samuel Wittwer, im vergangenen Jahr zu melden: Zehn Werke aus der Bildergalerie Sanssouci, die seit 1945 als verschollen galten, waren durch Zufall in Privatbesitz wieder aufgetaucht. Die Familie, die sich der Herkunft der Gemälde offenbar nicht bewusst war, gab sie an die Stiftung zurück. Diese hat nun vier der Bilder restaurieren lassen, darunter eines aus Werkstatt von Peter Paul Rubens (1577-1640). 1942 waren die Kunstschätze aus der Bildergalerie nach Rheinsberg ausgelagert worden, um sie vor Kriegszerstörung zu schützen, wie Wittwer erklärt. Nach dem verlorenen Krieg erhoben die russischen Besatzer Anspruch auf die Werke und transportierten sie nach Russland. Nur etwa ein Drittel der 140 Bilder wurde in den 1950er Jahren von der sowjetischen Regierung wieder zurückgegeben.  Umso erfreuter waren die Kunsthistoriker der Stiftung, als im Jahr 2010 die zehn Bilder auftauchten. Die Frau des damaligen Kastellans auf Schloss Rheinsberg hatte eine der Kisten aus Sanssouci vor den Russen versteckt und die Gemälde darin ihrer Familie weitervererbt. Vergangenes Jahr wollte die Enkelin einen Teil der Bilder verkaufen und bot sie einem Berliner Auktionshaus an. „Die Enkelin dachte, die Russen hätten die Kiste als Entschädigung für den Verlust ihrer Wohnung da gelassen“, sagt Wittwer. Diese „Schutzlüge“ habe die Großmutter offenbar erzählt, um die Familie vor unangenehmen Fragen zu schützen. Anhand der Inventarmarken an den Bildern und des Verlustkatalogs der Schlösserstiftung habe das Auktionshaus die Bilder identifiziert, sagt Wittwer. Er hoffe, dass bis 2013, dem Jahr des 250-jährigen Bestehens der Bildergalerie, auch die Restaurierung der übrigen sechs abgeschlossen sei. Glücklicherweise seien die Bilder vergleichsweise unbeschädigt geblieben, sagt die Leiterin des Fachbereichs Gemälderestaurierung der Stiftung, Bärbel Jackisch. Die Restauratoren hätten bei den vier Gemälden vor allem konservatorisch, also erhaltend, gearbeitet. Tatsächlich ist für das Auge eines Laien kaum ein Unterschied zwischen den zehn Gemälden zu sehen. Vor allem das Bild „Maria Lactans“ aus der Werkstatt von Rubens, auf dem die stillende Maria zu sehen ist, sei von besonderer Bedeutung, schwärmt Wittwer. Im Gegensatz zu anderen Ausführungen dieses Motives aus Rubens' Werkstatt sei hier „die Hand des Meisters“ viel deutlicher zu sehen. Rubens-Forscher hätten schon Interesse angemeldet. Aber auch die anderen nun restaurierten Werke von Hendrik van Limborch, Jean Roux und einem Nachfolger von Gerard Dou seien bedeutende Kunstwerke. Grund für den guten Erhalt sei vor allem, dass die Familie die Gemälde nie aufgehängt hätten, sagt Wittwer. Sie seien mehr oder weniger „hinter dem Sofa“ aufbewahrt worden. „Die fanden die Bilder eigentlich scheußlich“, sagt er. „Zu viel nacktes Fleisch.“

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