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Vineta Sareika-Völkner stammt aus Lettland und spielt seit 2022 bei den Berliner Philharmonikern. 

© Berliner Philharmoniker

Überraschungen in der Berliner Klassikszene: Barenboim und eine weibliche Personalie

Daniel Barenboim geht es mittlerweile wieder so gut, dass er spontan auswärts dirigieren kann. Und die Berliner Philharmoniker bekommen zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Konzertmeisterin.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Das ist also die neue Freiheit, die Daniel Barenboim hat, seit er nicht mehr Generalmusikdirektor an der Berliner Staatsoper ist: Der Intendant der Scala ruft an, der Maestro packt seine Sachen, jettet nach Mailand und dirigiert dort – als Einspringer für einen erkrankten Kollegen - an drei Abenden Mozarts späte Sinfonien

So geschehen in der vergangenen Woche. Was ein gutes Zeichen ist, denn Daniel Barenboim geht es mittlerweile offenbar wieder so gut, dass er sich solche Husarenstücke zutraut. Ja, der 80-Jährige ist sogar so entspannt, dass er dem „Corriere della sera“ ein Interview gegeben hat – eine Gunst, die er in Berlin bisher den Journalisten verwehrt.

Keine Zigarren, dafür Diät

Das schlimmstes Jahr seines Lebens liege hinter ihm, erzählte er der italienischen Tageszeitung. Sechs Wochen musste er in der Charité verbringen, jetzt haben ihm die Ärzte seine geliebten Zigarren verboten, er muss strenge Diät halten und Gymnastik machen.

Aber er kann auftreten, mit der Staatsoper sind Konzerte am 26. und 27. Februar geplant, im März dann ein Klavierabend in der Philharmonie. Vielleicht, macht Barenboim im „Corriere“ seinen Fans Hoffnung, werde er in absehbarer Zeit auch wieder eine Oper dirigieren können. „In bocca al lupo“, wie die Italiener sagen: „Toi, toi, toi!“

Eine zukunftsweisende Nachricht kommt von den Berliner Philharmonikern: Als erste Frau in der Geschichte des Orchesters hat Vineta Sareika-Völkner das Probespiel für die Stelle der 1. Konzertmeisterin gewonnen. Also für die wichtigste Position im Orchester: Denn wer am vordersten Pult der ersten Geigen sitzt, ist nicht nur Interpret:in mit Solo-Einsätzen, sondern vor allem auch Katalysator zwischen dem Dirigenten und dem Kollektiv. Im Falle eines Problemfalles muss sie oder er die Situation retten.

Die Lettin spielt seit Mai 2002 bei den Philharmonikern, allerdings im Tutti. Dass sie eine Führungspersönlichkeit ist, hat sie zuvor schon als Primaria des Artemis Quartetts bewiesen. Jetzt muss sie allerdings erst einmal die Probezeit überstehen. Die kann bei den Philharmonikern bis zu zwei Jahren dauern und ist definitiv keine Formalie. Also heißt es auch hier ab sofort: Daumen drücken!

Die Kolumne „Der Klassiker“ erscheint immer donnerstags.

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