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Hölle, Hölle, Hölle. Der Leidensweg Christi hat unzählige Künstler inspiriert, nicht nur in der Musik, auch in der Malerei. So schuf Michael Ribestein um 1562 die „Höllenfahrt Christi“. Es befindet sich in der Berliner Marienkirche.

© Andreas Mieth/St. Marien

Kultur: Tod und Auferstehung

In Kirchen und Konzertsälen Potsdams wird Ostern musikalisch der Passion Christi gedacht

Die beiden großen Gegensätze, der Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung, haben Komponisten aller Epochen immer wieder zu bedeutenden Musikwerken inspiriert. Luthers Weggenosse Johann Bugenhagen setzte sich dafür ein, dass die Passionsgeschichte „fein klar“ und für jedermann verständlich vorzutragen sei, in gewisser Weise auch für ihre musikalische Ausführung. Zwar sollte die Musik einerseits kunstfertig und dem Ernst des Textes angemessen sein, aber der musikalische Schmuck durfte nicht so weit getrieben werden, dass der eigentliche Inhalt darüber verloren ging. Dem Dresdener Hofkapellmeister Heinrich Schütz ist der Wunsch Bugenhagens nicht fremd. Die alte Tradition des gregorianischen Rezitations-Gesangs, zu dem sich kunstvoll prägnante Chöre gesellen, hat der Komponist zu einer ergreifenden künstlerischen Wirkung belebt. Wiedergaben dieser a-cappella gesungenen Passionsmusiken haben in der Babelsberger Kirchenmusikpflege eine lange Tradition. Auch in diesem Jahr wird während des Karfreitags-Gottesdienstes in der Friedrichskirche auf dem Weberplatz (10 Uhr) die Johannes-Passion von Heinrich Schütz von der Evangelischen Kantorei Babelsberg unter der Leitung von Kantorin Sonja Ehmendörfer zur Aufführung gelangen. Zur vielseitigen musikalischen Ausgestaltung der Passionszeit in Potsdam gehört die überaus gut besuchte Andacht zur Sterbestunde Jesu am Karfreitag in der Friedenskirche Sanssouci. Sie wird als ein besonderes spirituell-musikalisches Ereignis wahrgenommen. Der Vocalkreis Potsdam singt um 15 Uhr unter der Leitung von Kantor Johannes Lang eindrückliche Chorsätze von Carlos Gesuldo di Venosa, Johann Kuhnau, Arnold Mendelssohn und Max Reger. Lang wird an diesem Nachmittag auch auf der Woehl-Orgel musizieren.

Der diesjährige Karfreitag fällt auf den 14. April. Dieses Datum erinnert an die Zerstörung der historischen Mitte Potsdams durch britische Bomber vor 72 Jahren. Fast 1600 Menschen fanden den Tod, 60 000 Potsdamer und Flüchtlinge aus dem Osten wurden obdachlos. In der St. Nikolaikirche am Alten Markt, die in den letzten Apriltagen 1945 bei den Kämpfen um Potsdam durch sowjetischen Artilleriebeschuss zur Ruine wurde und nach ihrer Rekonstruktion 1981 wiedereröffnet wurde, gibt es am Freitag, 14. April, um 18 Uhr ein Gedenkkonzert mit dem Potsdam-Requiem von Björn O. Wiede. Moritz von Cube, Altus, der Nikolaichor Potsdam und die Neue Potsdamer Hofkapelle werden es interpretieren. Die Leitung hat der Komponist und Nikolaikantor Wiede.

Die Karwoche wird am Samstagabend um 18 Uhr mit einem Konzert im Nikolaisaal beendet. Die Kammerakademie Potsdam musiziert gemeinsam mit der Sopranistin Katja Stuber sowie dem Countertenor Franz Vitzthum Giovanni Battista Pergolesis Stabat mater (siehe unten stehender Artikel).

Wer dem Osterfest einen frohen musikalischen Auftakt geben möchte, der sollte in den Morgenstunden den Weg in die Heilandskirche Sacrow nicht scheuen. Um 7 Uhr findet in ihr traditionell eine Mette statt. Der Chor und die Solisten der Evangelischen Pfingstgemeinde Potsdam musizieren unter der Leitung von Matthias Trommer. Für den Ostersonntag bereitet das Ensemble Sieben unter der Leitung von Klarinettistin Luise Sachse die Aufführung (18 Uhr) des 1940/41 in deutscher Kriegsgefangenschaft entstandenen „Quatuor pour la fin du temps“ (Quartett für das Ende der Zeit) des französischen Komponisten Olivier Messiaen im Potsdam Museum vor. Als Veranstalterin fungiert die Brandenburgische Bach-Gesellschaft e.V. Der Titel und einige der Satzüberschriften des Werkes, das als eines der Schlüsselwerke der Moderne gilt, verweisen auf das zehnte Kapitel der Offenbarung des Johannes: Es soll hinfort keine Zeit mehr sein, sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes

Der gebürtige Potsdamer und heute in Hamburg lebende Barock-Violinist Thomas Pietsch wird am Ostermontag (18 Uhr) den weiten Raum der St. Nikolaikirche mit seinem Instrument und Solo- und Duosonaten von Bach, Biber und Telemann erfüllen. Als Partnerin fungiert Dagmar Lübking an der Truhenorgel. Am 18. und 19. April veranstaltet die Bach-Gesellschaft im Potsdam Museum zwei Kammerkonzerte (Beginn jeweils 18 Uhr) mit dem Bläserquintett der Staatskapelle Berlin beziehungsweise dem Münchener Duo Philipp und Myunghwa Wiede (Violoncello/Klavier).

Die österliche Freudenzeit, die noch bis einschließlich Pfingsten andauert, hält musikalisch einen weiteren Höhepunkt bereit. Am 22. April soll um 19.30 Uhr in der Nikolaikirche am Alten Markt Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe, die bedeutendste geistliche Komposition überhaupt, mit dem Barock-Ensemble Exxential Bach zur Aufführung kommen. Am Dirigentenpult steht Björn O. Wiede. Das Original-Manuskript des Komponisten wurde 2015 zum Weltdokumentenerbe der Unesco erklärt.

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