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Heiliges Gewässer. Jonas&Lander stehen selbst auf der Bühne.

© promo/Paulo Pacheco

Surreales bei den Potsdamer Tanztagen: Tête-à-Tête im Garten der Lüste

Das Duo Jonas&Lander fragt in seinem Stück "Lento e Largo", wie Mensch und Maschine zusammen funktionieren.

Von Helena Davenport

Potsdam - Ein Roboter, der auf der Bühne tatsächlich als Darsteller agiert, nicht lediglich Roboter ist – etwas in diese Richtung schwebte Jonas Lopes und Lander Patrick vor, als sie begannen, an ihrem Stück „Lento e Largo“ zu basteln. Zwölf Monate lang haben sich die beiden Choreografen anschließend mit surrealistischen Darstellungsweisen, Konstruktionen und Dekonstruktionen beschäftigt. Und vor allem die Logik hinterfragt, mit der Mensch und Maschine zusammen funktionieren – so viel verrät schon der Titel, der zwei Tempovorschriften aus der klassischen Musik in sich vereint, deren gleichzeitige Existenz nur polyphon möglich ist: langsam und breit nämlich.

Bei ihrer heutigen Deutschlandpremiere im Waschhaus ist es nicht etwa der Mensch, der den Takt vorgibt. Stattdessen übernimmt ein kleiner Roboter die Rolle des Gastgebers. Er thematisiert aktuelle Probleme, formuliert die ganz großen alltäglichen Fragen. Auch das Thema Sexualität soll besprochen werden, während die Bühne als mystischer Garten der Diversität und Pluralität erwacht. Und welcher Ort sollte schon an ihren Garten grenzen, wenn nicht der eine? Boschs Garten der Lüste. Irgendwann hätten sie festgestellt, dass sie sich Hieronymus Bosch annähern, geplant sei die Verknüpfung aber nicht gewesen, sagt Lopes.

Tänzer und Maschinenwesen

Sechs Tänzer sollen mit den verschiedenen Maschinenwesen auf der Bühne interagieren. Und während es unten überall kriecht und krabbelt, nehmen fünf Drohnen die Lüfte ein. Wie nervige Insekten sollen sie den Zuschauern auf die Pelle rücken, erklärt Lopes. Mit Geräuschen und sogar Gerüchen. Ein drei mal drei Meter großer Pool soll – einem heiligen Ort gleichend – das Zentrum bilden. Hier vollzieht sich die Metamorphose: Was eintaucht, kommt in neuer Form wieder. Der Portugiese und der Brasilianer, die sich vor neun Jahren in einer Tanzklasse kennenlernten, betrachten ihr Stück wie ein Labor, in dem es gilt, die Beziehungen zwischen Erdbewohnern und Elementen neu zu analysieren. Das Wasser stehe für den Beginn des organischen Lebens und gleichzeitig für das Ende des technischen, sagt Patrick. Denn Technik sei schließlich auch immer mit Risiko verbunden: Sie geht rasch kaputt.

Auf den Tanztagen passt das surrealistische Stück des Duos Jonas&Lander geradezu perfekt in den Bauhaus-Rahmen: Mensch und Maschine werden vereint. „Bei uns gibt es keine Feindschaft“, sagt Lopes. Es gebe nur einen Unterschied, der gefährlich werden könnte, scherzt er: „Die Roboter erhalten keine Gage.“

>>Zu sehen am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, und Freitag, den 24. Mai, 21 Uhr, Waschhaus Arena

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