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Kultur: Stachlig

Figurentheater von Annette Wurbs im T-Werk

Jeder hat das schon erlebt. Man ist neu: In der Schule, im Sportverein oder im Büro. Kennt die Regeln nicht und eckt an. Die anderen verlangen Anpassung, ehe sie einen so nehmen, wie man ist. Bestenfalls. Der Igel in Annette Wurbs Figurentheater „Der Igel, der keiner mehr sein wollte“, das Sonntag im T-Werk Premiere hatte, versucht alles, was in seiner Macht steht, um wie die anderen im Wald zu sein.

Er schlägt Haken wie ein Hase, klettert wie ein Eichhörnchen und röhrt wie ein Hirsch. Er versucht es zumindest und scheitert grandios. Denn mit kurzen krummen Beinen, einem kugelrunden Bauch und vielen Stacheln ist er dafür nicht gemacht. Spott und Verachtung sind sein Lohn. Das schmerzt. Nicht nur den Igel. Denn als Zuschauer ist man in der Geschichte nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Isolde Stark durchaus an manche (Mobbing)Geschichte aus dem „wirklichen“ Leben erinnert. Gar zu besserwisserisch, spöttisch und gemein sind die, die eigentlich seine Freunde werden sollten. Zu sehr ist der Igel dabei, sich selbst zu verlieren.

Doch in der Geschichte für alle ab fünf Jahren, die mit viel Liebe zum Detail von Annette Wurbs allein erzählt und gespielt wird, ist ein gutes Ende in Sicht. Denn schließlich ist das, was den anderen am Anfang ein Dorn im Auge ist, am Ende dafür da, das diktatorische und altersschwache Stachelschwein zu entthronen. Das passiert fast nebenbei und ist für den Igel auch gar nicht die Hauptsache an der Geschichte. Das Stück mit Marionetten und Handpuppen erzählt von Dummheit und Freundschaft, vom Mut, man selbst zu sein und natürlich von der Liebe.

Das alles passiert nicht episch breit, sondern in kurzen Sentenzen, die auch den Erwachsenen unter den Zuschauern noch nach Ende der Vorstellung genug Stoff zum Nachdenken geben. Und so ist es wie schon so oft bei der Neubrandenburger Puppenspielerin, die man in Potsdam bereits von „Königs Weltreise“ und „Tischlein deck dich“ kennt: Alle gehen inspiriert und gestärkt aus der Vorstellung. Der verspielte Tiefsinn kommt mit wenigen Requisiten und einem funktionalen Bühnenbild aus Pappe aus. Faszinierend ist auch, wie die Schauspielerin, die immer sichtbar bleibt, jeder Figur eine charakteristische Stimme verleiht, blitzschnell zwischen den Rollen wechselt und dazu noch pfeift, musiziert, Geräusche macht. So waren auch die Kinder begeistert bei der Sache. Denn der Igel hat neben Witz alsbald so manche Lebenserfahrung und eben Stacheln im Gepäck.

Zum Ferienbeginn werden im T-Werk auch „Alice im Wunderland“ und vom Theater Nadi „Der Fischer und die Lotusfee“ – letzteres bei schönem Wetter im Freien – gezeigt. Astrid Priebs-Tröger

Nächste Vorstellung „Der Igel, der keiner mehr sein wollte“ , heute um 10 Uhr.

Astrid Priebs-Tröger

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