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Kultur: Spurensuche mit Courage Treffen der Freien Kinder- und Jugendtheater

Was die Politik bis jetzt nicht geschafft hat, wird ab 14. September im Bereich des Theaters für eine Woche zu erleben sein.

Was die Politik bis jetzt nicht geschafft hat, wird ab 14. September im Bereich des Theaters für eine Woche zu erleben sein. Das 9. Theatertreffen der Freien Kinder- und Jugendtheater des deutschsprachigen Raumes findet in diesem Jahr zum ersten Mal in der Region und zudem paritätisch in Berlin und Potsdam statt. Die Organisatoren vor Ort – Theater Strahl aus Berlin und Theater Havarie im T-Werk – sind bereits seit mehr als zehn Jahren miteinander gut vernetzt. Nicht nur in ihrer Tourorganisation und bei den künstlerischen Gewerken arbeiten sie eng zusammen. Auch darüber hinaus herrscht ein reger Austausch und ein solidarisches Verhältnis zwischen den freien Theatermachern. Das sagten die künstlerischen Leiter Ingrid Ollrogge und Wolfgang Stüßel, die sich mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement vor allem an die Altersgruppe zwischen 12 und 18 Jahren wenden, gestern im Pressegespräch.

Mit dem diesjährigen Theatertreffen, das als Wanderfestival bereits vor 18 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, wollen sie den Blick auch ganz speziell auf diese Zielgruppe richten. Denn in den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass sich viele Theatermacher den Kindern zuwandten und Theater für Jugendliche im Angebot der freien Theater nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Gleichzeitig erzielen beispielsweise Theaterworkshops für Jugendliche eine große Resonanz. Den Weg dahin fanden diese jedoch vor allem über die Vorbildwirkung von professionellen Theateraufführungen für diese Altersgruppe.

Die Theatermacher werden sich im kollegialen Austausch und natürlich mit ihrem Publikum auf Spurensuche begeben. Elf Theater aus Belgien, Deutschland und der Schweiz sind dazu eingeladen worden, ihre Inszenierungen in Berlin und Potsdam zu zeigen. Workshops mit Autoren, Schauspielern, Tänzern und Kostüm- und Bühnenbildnern stehen ebenfalls auf dem Programm.

Doch es geht nicht nur um künstlerische und ästhetische Aspekte auf diesem Arbeitstreffen, denn die Theaterleute machen sich zunehmend Sorgen darüber, dass immer mehr Jugendliche – in Berlin und Brandenburg fast ein Drittel – vom Zugang zu Kultureinrichtungen ausgeschlossen sind. „Theater-Kunst für alle!“ ist der Titel und die Forderung der Podiumsdiskussion, die am 17. September in Berlin stattfinden wird und auf der Theatermacher, Politker und der Pressesprecher des Berliner Kinder- und Jugendzentrums „Die Arche“ darüber miteinander reden.

Einen Tag später wird Potsdam dann selbst zum Festivalort und an drei Tagen sollen sechs verschiedene Inszenierungen zu sehen sein. Neben „Kamikaze Pictures“ des Jungen Theaters Potsdam kommt das belgische Theater Agora, das man bereits mit seinen wunderbaren poetisch-politischen Inszenierungen bei Unidram erleben konnte, diesmal mit der Geschichte vom „Guten Hirten“. Als weitere Höhepunkte sind das renommierte Freiburger Theater im Marienbad mit seinem ungewöhnlichen Seh-Hörspiel „Jugend ohne Gott“ nach dem Roman von Ödön von Horvath und das Ein-Frauen-Stück „Oskar oder die Dame in Rosa“ über das Tabuthema Tod vom Theater Metronom aus Visselhövede angekündigt. Auf eher ungewöhnliche Wege hat sich auch das Berliner Theater Strahl begeben, von dem das Stück „Klasse Klasse“ mit Masken und dem Beat-Box-Meister Daniel Mandolini zu sehen sein wird. Im Anschluss an die Aufführungen werden Begegnungen „Jugendliche treffen Theatermacher“ angeboten.

Ingrid Ollrogge und Wolfgang Stüßel wünschen sich vom Theatertreffen viele Anregungen für die eigene Arbeit, neue Kontakte zu Theatermachern und hoffen nicht zuletzt, mit ihrer couragierten Spurensuche ein nachhaltiges Zeichen für Theater für Jugendliche zu setzen.

Astrid Priebs-Tröger

Eröffnung in Potsdam am 18. September mit „Der gute Hirte“ vom belgischen Theater Agora, um 20.30 im T-Werk. Weitere Informationen www.theater-strahl.de.

Astrid Priebs-Tröger

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