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Kultur: So gut wie neu

Der Nikolaisaal zeigt sich zum Start frisch renoviert

Nur der leichte Farbgeruch im Nikolaisaal zeugt kurz vor dem Saisonauftakt noch davon, dass das Innere bis vor wenigen Tagen einer Großbaustelle glich. Die Sommerpause ist in Theater- und Konzerthäusern die Zeit für den Großputz – im Nikolaisaal nahm man sich während der achtwöchigen Schließzeit in diesem Jahr grundsätzliche Bauarbeiten vor. In drei Bereichen wurden dringend nötige Ausbesserungsarbeiten vorgenommen: Die Ceag-Notlichtanlage wurde erneuert, der Brandmelder ausgetauscht, die im Saal im Mauerwerk eingebetteten Lichtschläuche wurden mit neuen ersetzt – und es wurde frisch gestrichen. Zum ersten Mal seit der Eröffnung des Saals vor 17 Jahren.

Abnutzungserscheinungen machten die Arbeiten nötig. Wie so oft erwies sich dabei die eigentlich kleinste Arbeit als der schwierigste Teil. Im Nikolaisaal waren das die Lichtwellenleiter im Saal – jene dekorativen Lichtelemente, die als „Lichtschläuche“ bekannt sind. „Die Schläuche waren porös geworden“, erklärt Heike Bohmann, die Kaufmännische Leiterin des Nikolaisaals. „Darunter litt die Qualität des Lichts.“ Schon die Erschaffung der Schläuche erwies sich als extrem kompliziert, da von dem Team um den Architekten Rudy Ricciotti, der den Neubau des im Jahr 2000 eröffneten Nikolaisaals entworfen hatte, keine Beschreibungen zu den konkreten Modellen vorlagen. Als die Schläuche gefunden waren, stellte sich die dann Frage: Wie wurde das damals in den Gips der Wand gearbeitet? „Die Restaurierungsarbeit war teilweise eine echte Forschungsarbeit“, sagt Bohmann.

Im fliegenden Wechsel mit dem Technischen Leiter Knut Radowsky beaufsichtigte sie die Arbeiten während des Sommers. Als sie vor den fertig gestrichenen Wänden stehen, spürt man die Verwunderung, wie wenig von dem Aufwand nach Abschluss der Arbeiten noch zu sehen ist. Etwa 420 000 Euro hat Potsdams Kommunaler Immobilienservice (Kis) für Sicherheitstechnik, Maler- und Reparaturarbeiten im Nikolaisaal in diesem Sommer ausgegeben. Nach außen ist davon nicht viel zu sehen – aber Arbeiten wie diese machen es erst möglich, dass der Spielbetrieb wie gewohnt laufen, am Wochenende also die Saisoneröffnung wie gewünscht über die Bühne gehen kann.

Den Anfang in die neue Saison macht heute Abend die Kammerakademie Potsdam mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Lobgesang“. Am morgigen Samstag verspricht der Nikolaisaal unter dem Titel „La dolce vita – Von Fellini bis Morricone“ eine „klingende Liebeserklärung an das italienische Kino“ mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg. Danach ist das Publikum zum Straßenfest in der Wilhelm-Staab-Straße eingeladen, wo ab 20 Uhr unter anderem die junge Potsdamer Band Footprint Project spielen wird. Und am Sonntag lockt bei freiem Eintritt ab 14 Uhr der Familiensonntag in den Nikolaisaal, mit musikalischer Kleinkindbetreuung, Workshops, Musik – und Moderationen von „Kika“-Star Juri Tetzlaff.

Programmatisch bunt wird es auch in diesem Jahr im Nikolaisaal werden – Wandfarbe und Licht erstrahlen dazu so frisch wie zur Eröffnung im Jahr 2000. Im nächsten Sommer steht hier die Sanierung der Leuchtbänder an der Decke an – noch so eine Arbeit jenseits des Rampenlichts. Das Wesentliche bleibt eben für das Auge oft unsichtbar. Lena Schneider

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