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Kultur: Sendungsbewusstsein

Hans Modrow stellte „In historischer Mission“ im Alten Rathaus vor

„In historischer Mission – Als deutscher Politiker unterwegs“ hat Hans Modrow, der ehemalige Ministerpräsident der DDR, sein neuestes Buch, das er am Dienstagabend in der Reihe „Potsdamer Buchpremieren“ vorstellte, genannt. Es liegt bei so einem Titel auf der Hand, sich an den früher häufig gebrauchten Terminus von der historischen Mission der Arbeiterklasse zu „erinnern“. Dieser vor allem religiös gebrauchte Begriff - „Mission“ als höherer Auftrag oder Sendung - verwundert allerdings noch immer im Zusammenhang mit seiner „wissenschaftlich begründeten Weltanschauung“.

Hans Modrow, der jetzt seinen 80. Geburtstag feierte, beschreibt seine eigene „Mission“ im Vorwort so: „Wir haben, jeder an seinem Platze und mit durchaus verschiedenen Intentionen, daran mitgewirkt, dass sich die Völker näher kamen, dass Handel und Wandel sich entwickelten und somit Frieden blieb.“ Dieses politische Credo lässt sich aus seiner proletarischen Herkunft und den damaligen Zeitumständen durchaus nachvollziehen. Gerade 17-jährig zum Volkssturm eingezogen, verbringt er vier Jahre unweit von Moskau in Kriegsgefangenschaft. Das prägt. Und der junge Modrow kommt als überzeugter Antifaschist und Internationalist zurück.

In seinem Buch, das, so Moderator Daniel Küchenmeister von der veranstaltenden Rosa-Luxemburg-Stiftung, stark von der eigenen Erinnerung lebt, beschreibt er unzählige Begegnungen mit Politikern aus aller Welt, die er während seiner fast sechs Jahrzehnte währenden Politikerlaufbahn traf. Damit ermöglicht er eine aufschlussreiche, jedoch stark persönlich geprägte Sicht hinter die Kulissen internationaler „sozialistischer“ Politik. Modrow, der sich, wie erwartet, eher zurückhaltend präsentierte, wurde dann doch überraschend emotional bei der Beschreibung seiner letzten Begegnungen mit Gorbatschow Ende 1989/Anfang 1990. Den er als „total überfordert“ und mit wenig Gespür für die besondere Situation darstellte.

Nach den aktuellen Entwicklungen in China befragt, zog er sich allerdings auf eine diplomatische „Beobachterposition“ zurück und diagnostizierte dem „Sozialismus chinesischer Prägung“, dass vieles in Bewegung sei. Das war so salomonisch wie simpel zugleich und wirkte dann doch deplaziert im Zusammenhang mit der Frage nach den Menschenrechtsverletzungen in diesem Land, die er mit dem Verweis auf vergleichbare US-amerikanische Praktiken konterte. Dass „vieles in Bewegung“ sei, bescheinigte er indes auch der Entwicklung in Lateinamerika und den Linken, die europaweit in der Krise seien. „Was ich der Linken mit auf den Weg geben möchte“, ist im letzten Kapitel des Buches zu lesen. Dem Satz „Nur ein eigenes, programmatisch geschärftes sozialistisches Profil kann tragfähig für die Linke sein“, ist wohl nichts hinzuzufügen.

Allerdings kann man an gleicher Stelle auch lesen, dass „die Wege ins Ausland für DDR-Bürger offen waren, zugegeben, für die meisten nur in eine Richtung, was gleichermaßen ärgerlich wie bedauerlich war.“ Für einen ehemaligen verantwortlichen Staatsmann ziemlich starker Tobak. Zum Abschluss der Veranstaltung suchten dann nicht wenige der etwa 40 Zuhörer den persönlichen Kontakt zu dem ostdeutschen Politiker.

Astrid Priebs-Tröger

Hans Modrow „In historischer Mission“, edition ost, Berlin 2007, 14.90 Euro

Astrid Priebs-Tröger

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