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Kultur: Seid ihr alle da?

Eine der erfolgreichsten Bühnen: das Puppentheater

Eine der erfolgreichsten Bühnen: das Puppentheater Davon träumt jeder Intendant. Die Bude ist immer rappelvoll, sogar an einem Montag, und jedes Stück ein Erfolg. Und das bei den kritischsten aller Zuschauern: den Knirpsen. Das Puppentheater, das alle zwei Wochen samstags und montags über dem Literaturladen von Carsten Wist in der Brandenburger Straße aufspielt, hat sich unter den Drei- bis Achtjährigen zu einem Publikumsmagneten entwickelt, durch Mundpropaganda im Kindergarten, und von Eltern zu Eltern. Kurz, nachdem der Puppenspieler Andreas Ulbrich sein Theater in einem übergroßen Stoffbeutel die Stufen in den ersten Stock der Buchhandlung hochgeschleppt hat, stehen schon die ersten kleinen Theaterfreunde voller Erwartung bereit. Manche sogar eine halbe Stunde vorher. Wie die kleine Paula, die bislang wirklich keine Vorstellung ausgelassen hat. Sie besitzt sogar als einzige ein richtiges Abonnement. Heute spielt Ulbrich „Aladin und die Wunderlampe!, aber weil die strengen Fans den Kasper so lieben, heißt es auch „Kapser und Aladin“. Draußen auf der Fußgängerzone stehen Fahrräder mit Kindersitzen, drei Kinderanhänger und ein Tigerentenfahrrad. Drinnen im Laden parken Mütter ihre Kinderwagen. Oben, wo nun gleich der Kasper zur Begrüßung den kleinen roten Vorhang aufziehen wird, starren gut zwanzig Kleinkinder voller Vorfreude und Spannung nach vorne. Die kurzen Beinchen baumeln dabei von der Stuhlfläche herab. „Kasper sein ist gar nicht schwer und macht sehr viel Spaß, man braucht nur eine Zipfelmütz“ und “ne lange Nas“.“ Das ist die Erkennungsmelodie, die Kinder singen laut mit. „Sind denn auch schon Kinder da?“, fragt der Kasper, die Antwort kommt als Geschrei: „Jaaaaaa!“ Ulbrich, seit zwanzig Jahren Puppenspieler, ist wirklich Intendant, seine Berliner Puppenbühne heißt Prenzlkasper in der Dunckerstraße. Dort stehen beinahe 100 fantasievolle Puppen bereit, Kinder zu verzaubern. Sein Repertoire von 15 Stücken wächst ständig, pro Jahr um drei Produktionen. Wiederholungen sind demnach selten. Diesmal verfolgen die Kinder, wie Aladin von Kasper aus einem Brunnen gezogen wird und mit der Wunderlampe wieder heraus kommt. Dann übertölpelt der böse Djafar Kasper und Aladin mit einem Trick, entwendet die Lampe mitsamt dem Geist, er will die schöne Fatima Jasmin heiraten. Aber das verhindern natürlich die beiden Helden mit Hilfe der jungen Zuschauer. „Puppentheater ist unheimlich kommunikativ“, sagt Ulbrich. Der Kasper spricht zu den Kleinen und lässt sich auch von ihnen vor dem Bösewicht warnen: „Kasper“, ruft es dann „das ist der Gemeine!“ Nur als die kleine Leonie aus der zweiten Reihe plötzlich ruft: „Kapser, Kasper, ich muss dir was sagen“, da will er nicht. Ungefähr nach einer halben Stunde, teilt sich das Publikum in wirkliche Theaterfreunde, und die Nörgler. Denen geht die Aufmerksamkeit ein wenig verloren. „Jonas findet den Kasper gar nicht lustig“, sagt eine Mutter. Jonas fängt lieber an, die Treppe immer rauf und runter zu klettern. Es stört niemanden und ihm scheint es mehr Spass zu bereiten. Eine Mutter besorgt für den Hunger zwischendurch Hörnchen, die sie unter Kindern und Eltern verteilt. Das Stück endet, so muss es sein, mit einem Happy End. Djafar wird vom Geist in einen Käfer verwandelt, auf den Kapser ganz aus Versehen herauf tritt. „Igitt, ein Matschfleck!“ Die Kinder jauchzen. Und der Geist darf sich auch endlich etwas wünschen, er wählt die Freiheit von der engen Flasche. „Puppentheater“, sagt eine sichtlich zufriedene Mutter, deren drei Kinder ganz häufig dabei sind, „regt die Fantasie enorm an und wirkt auch sehr lange nach, viel länger als Fernsehen.“ Noch Tage später würde ihr davon erzählt werden. Matthias Hassenpflug Nächste Vorstellungen: Heute, 17 Uhr, „Kasper und Dr. Eisenbart"; Sa. 9. und Mo. 11. April.

Matthias Hassenpflug

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