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LOLA Deutscher Filmpreis © Clemens Porikys Lola Statue Deutscher Filmpreis

© Clemens Porikys

Reformen beim Deutschen Filmpreis: Die Lola bleibt ein Problemkind

Der Silberne Bär für Christian Petzold zeigt ein Problem des Filmpreises auf. „Roter Himmel“ hat es dort nicht mal auf die Longlist geschafft.

Eine Kolumne von Andreas Busche

Man muss mit den Entscheidungen von Jurys nicht immer einverstanden sein, auch sie sind Ergebnis von Kompromissen und persönlichen Geschmäckern. Über den Goldenen Bär für Nicolas Philiberts Dokumentarfilm „Sur l’Adamant“ ist in den vergangenen Tagen viel gestritten worden. Aber die Berlinale-Jury unter der Vorsitzenden Kristen Stewart ist unabhängig, nur sich selbst (und nicht zwangsläufig der Filmkunst) verpflichtet. Darum kann man konstatieren, dass „Roter Himmel“ von Christian Petzold mit dem Großen Preis der Jury gewissermaßen den zweiten Berlinale-Platz belegt.

Auch dass „Roter Himmel“ auf der Vorauswahlliste zum Deutschen Filmpreis fehlt, wurde bereits heftig diskutiert. Kulturstaatsministerin Claudia Roth antwortete Anfang Februar in der „B.Z.“ auf die Kritik an der Deutschen Filmakademie, dass die gut 2000 Mitglieder die Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ für den Filmpreis berücksichtigt haben: „Einen deutschen Film zu ignorieren, der neun Oscar-Nominierungen und 14 Bafta-Nominierungen (Anm.: inzwischen hat er sieben Baftas gewonnen) bekommen hat, wäre sicher erklärungsbedürftig.“ Der Satz müsste ihr nun eigentlich auf die Füße fallen. Eine Filmakademie, die – im Gegensatz zu einer unabhängigen internationalen Jury – nicht die Qualität des Films eines renommierten deutschen Filmemachers erkennt, muss sich tatsächlich erklären. Beziehungsweise: aus dieser Peinlichkeit ihre Schlüsse ziehen.

Die Filmakademie muss sich erklären

Solch ein Fauxpas kann schon mal passieren. Die Gründe aber sollten bei dem höchstdotierten deutschen Kulturpreis (mit den „Lolas“ werden knapp drei Millionen Euro ausgeschüttet) analysiert werden. Das muss sowohl die Geldgeberin Claudia Roth als auch die Filmakademie, deren Preis so weiter an Ansehen verliert, interessieren. Die Intransparenz bei der Vergabe der „Lolas“, die – wenn man ehrlich ist – primär die Existenz der Deutschen Filmakademie rechtfertigt, steht schon lange in der Kritik. Dass Steuergelder dazu verwendet werden, dass eine Branche dieses Geschenk unter sich aufteilt, ist schwer vermittelbar. Und in Deutschland auch einmalig.

Forderungen nach einer unabhängigen Jury wurden schon unter Roths Vorgängern abgebügelt. Die Filmakademie erklärt auf Nachfrage, dass man bereits seit vergangenem Jahr evaluiere, ob die Zahl der Mitglieder inzwischen „ein anderes demokratisches Verfahren zulässt“. Aus dem Büro der Kulturstaatsministerin erfährt man, dass sie schon länger mit der Filmakademie über Reformen spreche. Die sind nach der Berlinale auch nötiger denn je. Gut lachen hat zumindest Christian Petzold. Der hat jetzt zwar keine Aussicht auf Preisgelder, wurde aber immerhin von einer Jury ausgezeichnet, die was vom Kino versteht.

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