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Die Jury der 68. Berlinale (v.l.): Cécile de France, Chema Prado, Stephanie Zacharek, Jurypräsident Tom Tykwer, Ryuichi Sakamoto "Moonlight"-Produzentin Adele Romanski.

© AFP/Stefanie Loos

Berlinale-Jury: "Quatschen, bis etwas Gutes dabei rauskommt"

Die Wettbewerbsjury der 68. Berlinale stellt sich vor. Und Jury-Präsident Tom Tykwer äußert sich zum Teamgeist, zur Berlinale-Debatte und zu MeToo.

Kriterien als Wettbewerbsjuror?, wird Jurypräsident Tom Tykwer im Konferenzsaal des Hyatt gefragt. Es werde ähnlich sein wie sonst bei seiner Arbeit, meint der Berliner Regisseur. Jury sei wie Filmemachen: „Man sucht gute Leute, bildet eine Gruppe, quatscht viel miteinander und hofft, dass am Ende etwas Gutes rauskommt.“ Zu Beginn des Pressegesprächs mit der sechsköpfigen Bären-Jury wird er nach der Berlinale-Debatte gefragt. Das Festival sollte sich überlegen, ihn zum Sprecher zu machen, so besonnen, wie Tykwer reagiert. Er bricht eine Lanze für die Filmfestspiele als Energiespender im eisigen Februar und als Publikumsfestival, bei dem „die Leute für einen philippinischen Wettbewerbsfilm Schlange stehen, für den sie sich sonst im Traum nicht interessieren“. Und er hofft, dass die Zukunft der Berlinale mit Ernst und Intelligenz gestaltet wird.

Auch die Wahl des Eröffnungsfilms "Isle of Dogs" verteidigt er – ohne ihn gesehen zu haben, versteht sich. Eröffnungsfilme sind unmögliche Herausforderungen, eierlegende Wollmilchsäue, aber es könnte klappen, sagt Tykwer: Wes Anderson verspricht Spaß, ist schlau und sowieso ein großartiger Regisseur.

Tykwers Mitstreiter sind die Produzentin und "Moonlight"-Oscar-Gewinnerin von 2017, Adele Romanski, der Komponist Ryuichi Sakamoto, der nach künstlerischen und nicht politischen Kriterien bewerten will, die US-Kritikerin Stephanie Zacharek, der spanische Kinematheks-Chef Chema Prado und die belgische Schauspielerin Cécile de France. Ohne Fürsorge kein Teamgeist: Weil kein Medienvertreter etwas von Cécile de France wissen will, huscht Tykwer zum Moderator, der sie prompt ins Gespräch einbezieht. Vor 15 Jahren war sie zum ersten Mal auf der Berlinale, als Shootingstar.

Am Ende Verwirrung wie bei den Oscars? Hoffentlich nicht, sagt die "Moonlight"-Produzentin

Und die MeToo-Debatte? Tom Tykwer hofft, dass sie weder künstlich befeuert, noch unterbunden wird und sich von Personen weg hin zur Auseinandersetzung über Arbeitsethik und Machtmissbrauch bewegt. Nicht nur in der Filmbranche, sondern überall in der Arbeitswelt. Adele Romanski bringt das Stichwort „Diversity“ ins Spiel. Ob es bei der Bären-Gala am Ende der Berlinale zu einer ähnlichen Verwirrung kommen könnte wie bei den Oscars, als erst „La La Land“ gewonnen haben sollte, dann aber doch das von ihr produzierte schwarze Coming-of-AgeDrama „Moonlight“? „Ich hoffe nicht“, lacht Romanski.

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