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Knut Nevermann, einst Staatssekretär in der Berliner Schulverwaltung.

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Ohne ihn gäbe es kein Staatsministerium für Kultur und Medien: Zum 80. Geburtstag von Knut Nevermann

Wahrer Bildungsbürger der aufgeklärten Sorte: Knut Nevermann hat die Kulturpolitik des ersten Ministers für Kultur und Medien in Deutschland erfunden, geformt, durchgesetzt und überwacht.

Ein Gastbeitrag von Michael Naumann

Die Idee eines Bonner Bundeskulturministeriums lag nicht erst seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert in der Luft. Einen Kulturausschuss im Bundestag hatte es schon in den 60 Jahren gegeben. Er verschwand spur- und folgenlos hinter der föderalistischen Illusion namens „Kulturhoheit der Länder“. Aber der barocke Begriff „Hoheit“ findet sich nicht im Grundgesetz, sondern nur noch in Todesanzeigen der FAZ. 

Dass es heute eine Art „Staatsministerium“ für Angelegenheiten der Kultur und der Medien im Bundeskanzleramt gibt, das „nicht mehr wegzudenken“ ist – in den Worten von Wolfgang Schäuble -, bleibt das wesentliche Verdienst von Knut Nevermann. Das meine ich ernst.

Brief an Gerhard Schröder

Als sich das Jahrzehnt „Helmut Kohl“ dem Ende zu neigte, hatte ich – angeregt durch Freunde im Verlagsbereich – Anfang 1998 einen Brief an den Kandidaten Gerhard Schröder geschrieben und ihm vorgeschlagen, nach dem absehbaren Wahlsieg der SPD den Parteifreund Knut Nevermann zum Staatsminister für Kultur zu ernennen.

Knut kannte ich aus Hamburg. Mein Sohn hatte nachbarschaftliche Dienste als Babysitter geleistet. Knut leitete damals als Hamburger Staatsrat den Aufsichtsrat der Staatsoper, dort durfte ich die hohen Kosten für Ballettschuhe bemängeln, ehe er mich aus dem hohen Gremium hinauskomplimentierte. Ich musste Platz für die siegreichen Grünen machen.

Es kam anders. Schröder gewann. Ich hatte ihn als Gegner in einem arbeitsrechtlichen Prozess kennengelernt. Auf Vorschlag von Jürgen Flimm hat er mich im Sommer 1998 in sein Wahlkampfteam aufgenommen. Knut saß als Landesvertreter Hamburgs in Bonn. Ich selbst wohnte in New York. Beide waren wir einmal Vorsitzende unserer Studentenparlamente in Berlin bzw. in München gewesen.

Dass wir auch erwachsene Sozialdemokraten waren, geläutert um die politischen Fantasien unserer akademischen Generation, sollte den Fond unserer kulturpolitischen Gemeinsamkeiten nicht weiter belasten. Im Gegenteil. So zogen wir also in das Kanzleramt in Bonn ein und fanden eine von Grund auf bestürzte Beamtenschaft vor. Alle relevanten Computerdaten waren gelöscht.

Um diesen Text abzukürzen: Knut Nevermann hat die Kulturpolitik seines Dienstvorgesetzten Naumann erfunden, geformt, durchgesetzt und überwacht. Ich wusste das zu schätzen. Er war fürs Marketing im Parlament zuständig. In Verlagsfragen kannte er sich aus, gewiss, aber wie man erzkonservative Spitzenbeamte bei Laune hält, wusste Knut Nevermann. Er wurde Teil einer Staatssekretärsrunde, die die heimliche Regierung verkörperte.

Dass er es verstand, die Wahnsinnsausbrüche eines Politik-Amateurs, der ich war, in nicht immer stiller Duldsamkeit zu ertragen, war das Glück des ganzen Unternehmens.

Vor allem aber war es mein Glück – und das Glück zumal der Stadt Berlin, die ihre schönsten Kulturschätze, die Museen, in die Obhut der Bundesregierung gab, sehr wohl wissend, dass sie dort im professionellen und finanziellen Artenschutz gut aufgehoben waren unter der Aufsicht und Zuneigung eines wahren Bildungsbürgers der aufgeklärten Sorte namens Knut Nevermann. Vor ihm verneige ich mich dankbar und mit herzlichen Geburtstagsgrüßen!

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