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Kultur: Nobel, zugänglich, jedoch nicht kumpelhaft

Eine Hommage für den DEFA-Hauptdirektor Albert Wilkening im Filmmuseum

„Er war von hoher Gestalt, hielt sich gerade, lächelte gern und hatte ein sanft gebräuntes Tent“, so beschrieb der Filmregisseur und Autor Egon Günther das Äußere des langjährigen DEFA-Chefs Albert Wilkening (1909-1990). Und Bärbel Dalichow, die Direktorin des Filmmuseums, wies darauf hin, dass er nobel, gebildet, zugänglich, jedoch nicht kumpelhaft gewesen sei. Gesprochen wurden diese Worte während einer sehr gut besuchten Hommage auf Albert Wilkening zu seinem 100. Geburtstag . Dazu luden das Filmmuseum Potsdam und die DEFA-Stiftung am Mittwochabend in den Marstall ein.

Es war eine Ehrung für einen Filmmenschen, dessen Namen man nie in einem Vor- oder Abspann lesen kann. Und doch war Wilkening einer der Hauptakteure des Spielfilmstudios, die vom Schreibtisch aus über das Wohl und Wehe von Filmproduktionen und Künstlern entschieden. Im Jahre 1956 übernahm der Ingenieur und Jurist kommissarisch die Gesamtleitung der DEFA, die er bis 1961 innehatte. Acht Jahre später wurde er Hauptdirektor, ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung bis Ende 1976 bekleidete.

Ein kurzer Film, der extra zum Geburtstagsjubiläum vor dem Portal des Filmststudios Babelsberg gedreht wurde, macht deutlich, dass die meisten Mitarbeiter von heute, die zufällig dem kleinen Drehstab über den Weg liefen, der Name Wilkening ein Fremdwort ist. Ehemalige stellte man vor das Portal, die ein Hohelied auf ihren einstigen Direktor sangen. Sie erzählten von guten Erfahrungen mit Albert Wilkening. Da preis jemand sogar dessen „Adel des Geistes“. Auch Carl Woebcken, Vorstandschef der Studio Babelsberg AG, wurde gebeten, ein Statement abzugeben. Auch er fand ehrende Worte.

Der Hauptredner des Abends war Egon Günther. Er sprach davon, dass der Chef sich immer für die Regisseure, für die gesamte DEFA-Familie einsetzte. Man konnte in völliger Freiheit unter ihm arbeiten. „Am Freiesten war ich bei der DEFA, obwohl ich es Albert Wilkening wohl nicht immer leicht gemacht habe. Aber er war der große Schlichter. Er hat seine Toleranz gelebt. Die Tragfähigkeit seiner Intelligenz und seine Lauterkeit haben manche Menschen jedoch nicht begriffen.“ Von dem Politiker Wilkening, der er in seiner Position wohl ebenfalls sein musste, war jedoch keine Rede. Aber Bärbel Dalichow wies darauf hin, dass der DEFA-Hauptdirektor sich den Zwängen des Zeitgeschehens unterordnete und auch ein Opportunist war.

In der Veranstaltung wurde Günthers 1971 gedrehter DEFA-Film „Der Dritte“, also zu Wilkening Direktionszeiten, gezeigt. Ein humorvolles und kritisches Werk, das sich mit der Situation und die Emanzipation der Frau in der DDR beschäftigt. Klaus Büstrin

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