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Sophie Passmann in ihrem Studio im Kraftwerk in Berlin Mitte.

© obs / Christiane Pausch/ARD Kultur/RBB/Christiane Pausch/obs

Neue Literatursendung „Studio Orange“: Sophie Passmann will über Bücher reden „wie normale Leute“

Die Idee hinter der neuen Sendung ist nicht so schlecht. Doch sie kommt einem eher vor wie eine zwanghaft lustige, forciert ironische Simulation.

Die Welt ist lange bereit für eine neue Literatursendung, und die Idee hinter „Studio Orange“ mit der 28 Jahre alten Journalistin und Buchautorin Sophie Passmann auch nicht so schlecht.

Wie teilte der RBB vorab mit? „Passmann möchte vor allem jungen Leuten zeigen, dass es sich lohnt, Bücher zu lesen. Und sie weiß, dass Literatur im Fernsehen auch lustig und entspannt sein kann.“

Der RBB und ARD Kultur haben dafür das Kraftwerk in Berlin Mitte als Ort gewählt, einen Ort, „der vor Energie sprüht“, wie der RBB meint zu wissen, weil der Tresor-Club hier unten ebenfalls logiert. Zu Passmann kommen jeweils zwei Gäste, die über sich und ihre Lieblingsbücher reden sollen; über Bücher, „die einen ganz doll berühren“, wie Passmann eingangs sagt.

Dabei steht sie oben auf dem Dach des Kraftwerks, fährt, von der Kamera gefolgt, mit dem Fahrstuhl ein, zwei Stockwerke tiefer, stellt das Konzept der Sendung vor, fängt Szene-Club-Atmo ein („Berlin!“). Hinter einem Lichterkettenvorhang warten dann Publikum und die zwei Gäste, zum Debüt die Schriftstellerin Helene Hegemann und der Schauspieler Dimitrij Schaad.

Bloß keine „Intertextualität“

Und Passmann schwasselt weiter drauf los: Wie toll ihre Gäste sind, wie anders hier alles ist, wie „verkrustete Feuilletonisten“ über Bücher reden und hierüber, wie aufgeregt alle sind. Und dass man den „Laden“ wirklich dicht machen könne, „wenn einer von uns ,Intertextualität’ sagt.“ Deshalb erstmal Weißwein.

Fällt dann noch ein-, zweimal, das Wort, aber nur in Anführungsstrichen. Überhaupt wird bevorzugt in Anführungsstrichen geredet. Es folgt: die zwanghaft lustige, forciert ironische Simulation einer Literatursendung.

Ganz kurz Hegemanns Buch „Schlachtensee“, länger der tausend Jahre alte Hegemann-„Axolotl-Roadkill“-Skandal, kurz Roberto Bolaños  Roman „2666“, den Hegemann mitgebracht hat, länger „Harry Potter“. Hier ein Harald-Schmidt-Zitat mit „Harry-Potter“-Legofiguren, dort Literatursendungszitate mit Bücher vorn auf den Tisch stellen, „deutsches Kulturfernsehen“ halt.

Passmann redet viel, schnell und schneller, das kann sie gut. Weil „2666“ zu dick ist, geht es zum Ausgleich lange um Schaads Lieblingsbuch „Das kurze und wundersame Leben des Oskar Wao“ von Junot Díaz. Das stellt Schaad ernsthaft und wie im „Literarischen Quartett“ oder „Aspekte“ vor, und Sophie Passmann und Helene Hegemann diskutieren ernsthaft wie im „Literarischen Quartett“ oder „Aspekte“ mit.

Reden über Bücher „als wären wir normale Leute“ - klappt ironisch nicht, klappt bei dem Díaz-Roman nicht. Leider nicht geil, das Ganze, leider daneben. Aber Auftrag erfüllt: Das Feuilleton ist nicht so doll berührt.

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