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Nachruf: In Landschaften der Existenz

Ihre Bilder hatten keine Titel, waren abstrakt, aber beeinflusst von der Schönheit der Seenlandschaft: Die Potsdamer Malerin Squaw Hildegard Rose ist nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren verstorben.

Potsdam - Das Werk der Malerin Squaw Hildegard Rose ist nunmehr abgeschlossen. Sie wird nicht mehr in ihrem Atelier mit dem traumhaften Blick auf den Jungfernsee an diesem oder jenem Bild malen. Der Arbeitstisch mit den verschiedenen Utensilien eines Künstlers wirkt zwar so, als ob sie nur für kurze Zeit das Atelier verlassen hat, um sich dann wieder dem Bild auf der Staffelei zuzuwenden. Doch sie kehrt nicht mehr zurück. Squaw Hildegard Rose ist am 10. November nach langer schwerer Krankheit in einer Potsdamer Klinik verstorben. Anfang Oktober war sie 75 Jahre alt geworden.

Die Künstlerin hinterlässt ein Werk, das sich in Landschaften unserer Existenz abspielt, doch ohne konkrete Darstellung des Erfahrenen. In seiner Sinnbildhaftigkeit steht es für zeitlose Themen. Man pflegt Künstler heute zu befragen, um authentische Äußerungen zu besitzen, mit denen eigene Betrachtungen gelenkt werden können. Squaw Hildegard Rose hat sich darauf nicht eingelassen. Sie hat ihren Bildern keine Titel gegeben. Es gab auch kaum Erklärungen oder Hinweise auf Zusammenhänge. Ihr Bedürfnis, im Bild festzuhalten, was nur für kurze Zeit die Natur zu sehen erlaubt, entdeckte sie im weiten Kosmos der freien Malerei und malt abstrakt.

Fließend, beweglich und mit viel Blau

In den vergangenen Jahren hat die Künstlerin die Farbe Blau bevorzugt. Man hat den Eindruck, dass für sie das Zusammenspiel zwischen Himmel und Wasser inspirierend wirkte, schließlich hat sie die Schönheit der weiten Seenlandschaft vor der Haustür immer wieder berührt. Dabei war ihr wichtig, dass alles fließend und beweglich dargestellt wird, Starrheit war wohl nicht ihre Sache. Wenn auch solcherart Beobachtung ganz in der Betrachtungsweise des Rezipienten liegt.

Gern hat die Künstlerin experimentiert. Auch mit alten Röntgenbildern. Mit ihnen entstanden Farbräume in Schichtungen, Übermalungen und Überschneidungen, die eine kontemplative Wirkung haben. In den vergangenen Jahren konnte man beobachten, dass ihre Bilder immer dunkler wurden. Es schien, dass ihr aktuelles Lebensgefühl, die bedrohliche Krankheit, Eingang in ihre Kunst fand.

Experimente auch mit alten Röntgenaufnahmen

Die in Kiel geborene Künstlerin studierte Grafik und Malerei zunächst an der Muthesius-Werkkunstschule in Kiel, dann an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Auf einem Fest lernte sie ihren späteren Mann, den Juristen Hans-Joachim Rose, kennen. Dass sie sich den Bei- oder Künstlernamen Squaw gab, war das Ergebnis einer eher lockeren Faschingsfeier. Die Roses zogen nach Berlin-Zehlendorf. Dort eröffnete Hans-Joachim Rose eine Anwaltskanzlei. In Berlin wurden auch die beiden Söhne geboren.

Nach der politischen Wende zog das Ehepaar nach Potsdam. Hier am Jungfernsee und in der Stadt fühlten sie sich sofort heimisch. Von der schönen Villa machte sie sich Mitte der 1990er-Jahre in die ehemaligen Kasernen der Sowjetarmee auf, um mit Hinterlassenschaften der Soldaten Bild-Collagen anzufertigen. Es berührte sie die Heimatlosigkeit und Einsamkeit der jungen Männer, die in der Fremde ihren Dienst tun mussten. Die Collagen waren auch in Galerien zu betrachten. Überhaupt war sie bald nach ihrer Potsdamer Ankunft mit ihren Kunstwerken in Potsdamer Kunsthäusern vertreten. Und sie vermochte es stets das „fantasievolle Schauen“ von Betrachtern anzuregen. So ließ sich an in ihren Bildern die „unendliche Vielfalt spüren, die unglaubliche Anziehungskraft und Tiefe“ (Hans-Jörg Schirmbeck).

In der vergangenen Woche wurde in der Galerie Larsson in Köln eine Ausstellung mit Werken der Potsdamer Künstlerin eröffnet. Nun werden die Bilder zum Gedenken an Squaw Hildegard Rose gezeigt. 

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