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Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main.

© dpa/Wolfgang Kumm

Meron Mendels Rede zur Kunstfreiheit : Bedroht von zwei Seiten

Wo bleibt die Empathie? Meron Mendel hat in der Akademie der Künste Berlin eindrucksvolle Worte zum Umgang mit dem Nahost-Konflikt gefunden.

Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

In dieser bedrückenden Zeit scheint die Kunst an Gewicht zu verlieren, während die Bedeutung der Worte zunimmt. Das Paradox bestimmt das Denken und Fühlen. Worte spalten und verletzen, das Nicht-Gesagte lastet schwer. Da tut es wohl, einem Redner wie Meron Mendel zuzuhören.

Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank spricht in der Akademie der Künste am Pariser Platz. Dort haben sich in dieser Woche Vertreter der European Alliance of Academies versammelt, ein Bündnis gegen Rechtsextremismus. Das Tagungsmotto „The Climate We Live in“ beschreibt die Lage. Debatten werden hitzig und erbittert geführt. Gleichzeitig spürt Mendel eine Kälte, die nicht zu ertragen sei.

Erinnerung an die Opfer

Das Leid der israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas, die schier aussichtslose Situation der Zivilbevölkerung in Gaza: Mendel beklagt die fehlende Empathie auf beiden Seiten. Warum wird der Schmerz nicht wahrgenommen?

In seiner Rede erinnert er an eine israelische Galeristin. Sie wurde bei dem Terrorangriff am 7. Oktober umgebracht. Mendel kannte sie schon als Kind. Er erinnert an einen palästinensischen Künstler, der sterben musste, weil die medizinische Versorgung in Gaza zusammengebrochen ist.

In der internationalen Kunstwelt sieht Meron Mendel „ein hohes Maß an Arroganz und Ignoranz“. Er beschreibt, wie die Freiheit der Kunst von zwei Seiten bedroht wird. Von den radikalen pro-palästinensischen Aktivisten, die kritische Stimmen aus Israel unterdrücken. Und von deutschen Amtsträgern, die „mit guter Absicht völlig falsch handeln“. Beide Seiten, sagt Mendel, bedienen die Logik des Boykotts. Dies sei antidemokratisch und ein fataler Fehler.

Wer bestimmt über Kunst?

Wenn Politiker oder Beamte definieren, was gesagt oder nicht gesagt werden darf und entsprechend Sanktionen verhängen, werde ihm angst und bange. Das Gegenteil werde gebraucht, mehr Dialog, auch Streit. Das gehöre zur Freiheit der Kunst. Wer politische Kunst mache, müsse sich auch Kritik gefallen lassen.

Meron Mendel spricht vielen aus der Seele. Vor allem: Er spricht. Er spricht es aus an einem Ort, der für diesen Zweck geschaffen ist: Die Akademie verteidigt die Kunst.

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