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Georg Philipp Telemann galt lange zu Unrecht als seelenloser Vielschreiber.

© imago/Leemage

Zum 250. Todestag von Georg Philipp Telemann: Magdeburg feiert seinen großen Komponisten

Vor 250 Jahren starb Georg-Philipp Telemann. Weil er echter Magdeburger war, ehrt ihn die Stadt traditionell mit Festtagen rund um seinen Geburtstag am 14. März. Im Frühjahr 2018 wird es nicht nur um seine Musik gehen, sondern auch um jene Literatur, die ihn begleitet und inspiriert hat.

Sie teilen sich den gleichen Anfangsbuchstaben: Magdeburg und die Musik. Und mindestens einmal, 1681, hat die Stadt an der Elbe auch tatsächlich Musikgeschichte geschrieben, damals wurde schließlich Georg Philipp Telemann hier geboren. Erste Telemann-Festtage gab es schon in den 1960er Jahren. Nach der Wende etablierte sich ein zweijähriger Turnus, die Festtage finden seither immer in den geraden Jahren statt, der Internationale Telemann-Wettbewerb in den ungeraden. Zusammen sind ein hervorragender Anlass, Magdeburg, das zwei Mal – im Dreißigjährigen Krieg und im 2.Weltkrieg – völlig zerstört wurde, zu besuchen.

1767 ist Telemann gestorben, vor 250 Jahren also. Kleiner Schönheitsfehler: Das war in Hamburg. In der Hansestadt, etwa dort, wo heute das Rathaus steht, liegt er auch begraben. Natürlich ehren die Hamburger „ihren“ Komponisten auch. Für die Magdeburger ist das aber kein Grund, das Telemann-Jahr nicht ausgiebig zu feiern. Und haben sich dazu eine Menge einfallen lassen. Carsten Lange, Leiter des Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung, ist zufrieden mit der Bilanz: „Das Verdikt, Telemann sei vor allem ein seelenloser Vielschreiber gewesen, bröckelt weiter. Er wird zunehmend als vielfältiger, innovativer und geistreicher Komponist gesehen, der im Druckwesen und als Konzertveranstalter viel geleistet hat.“

Das Palais am Fürstenwall gehört zu den Aufführungsorte der Magdeburger Telemann-Festtage.
Das Palais am Fürstenwall gehört zu den Aufführungsorte der Magdeburger Telemann-Festtage.

© Ronny Hartmann

Die Festtage finden traditionell zu Telemanns Geburtstag am 14. März statt, das nächste Mal vom 9. bis 18. März 2018. Mit einem interessanten Thema: „Telemann und die Literatur“. Lange erklärt: „Telemann war immer interessiert an literarischen Strömungen und immer auf der Suche nach guten Texten, die er vertonen konnte.“ Und er hielt engen Kontakt zu Dichtern wie Karl Wilhelm Ramler, Heinrich Brockes, Friedrich von Hagedorn oder Friedrich Klopstock, die teilweise sehr viel jünger waren als er. Auf Versen von Ramler etwa, Jahrgang 1725, basiert die Kantate „Der Mai“, die beim Eröffnungskonzert am 9. März im Opernhaus Magdeburg unter anderem auf dem Programm steht.

Prominente Namen schmücken das Programm

Ebenfalls im Opernhaus erklingt ab 10. März eine Trouvaille, die Oper „Der misslungene Brautwechsel“ (HWV 23) von – nein, nicht Telemann, sondern Georg Friedrich Händel. Unter dem klangvolleren Titel „Richard Löwenherz“ wird sie erstmals überhaupt szenisch gezeigt, wie die Magdeburger betonen. Mindestens eine Oper ist bei den Festtagen immer dabei, auch wenn sie, wie in diesem Fall, gar nicht von Telemann stammt. Er hat das Stück aber überarbeitet, teils neu komponiert, auch Rezitative übersetzt oder neu geschrieben. So wird der Abend eine weitere Facette von ihm präsentieren: die des Textproduzenten. Telemann schrieb Libretti, Gedichte und Epigramme. Der Schauspieler August Zirner wird am 15. März einige von ihnen in einem literarisch-musikalischen Abend rezitieren.

Akademie für alte Musik Berlin.
Akademie für alte Musik Berlin.

© Uwe Arens

Prominente Namen schmücken das Programm: Midori Seiler mit Violinsonaten (10. März), der Rias Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin mit dem Oratorium „Auferstehung und Himmelfahrt“ (11. März), Countertenor Valer Sabadus mit Arien von Händel, Vivaldi, Gluck und natürlich Telemann (17. März).

Künstler vom Format: Rias Kammerchor.
Künstler vom Format: Rias Kammerchor.

© Matthias Heyde

Gespielt wird im Rathaus, im Gesellschaftshaus und in zwei Kirchen. Und im Remter (Speisesaal) des Doms, Magdeburgs Wahrzeichen, das fast so mächtig aufragt wie der Kölner, aber früher als dieser entstand: ab 1207, als erstes gotisches Bauwerk auf deutschem Boden. Im Dom selbst zu spielen, lassen die Märztemperaturen noch nicht zu. Eine Besichtigung des fantastischen Bauwerks aber durchaus.

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