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Da hilft auch kein Geschrei. Jörg Westphal als Beelzebub Irrwitzer.

©  G. Gnaudschun

Kultur: Märchenhaft und furchteinflössend

Ein Feuerwerk von einem Wunschpunsch

Ein lauter Knall. Schreiende Kinder überall. Ein Funkenregen ergießt sich über ihre Köpfe. Die schreckensbleichen Gesichter werden vom grellen Leuchten der Explosionen erhellt. Der Geruch von Schwefel liegt in der Luft. Noch ein lauter Knall und dann herrscht Stille. Zumindest auf der Bühne ist das hektische Treiben zu Ende. Auf den Zuschauerrängen sind die Aufschreie der Kinder zu einem aufgeregten Gemurmel abgeflaut. Mit diesem lauten Geknall, viel Nebel und einer aufregenden Lichtshow feierte am gestrigen Donnerstag „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ Premiere in der Reithalle. Eine Zauberposse, die ebenso märchenhaft wie furchteinflößend ist.

Die zwei Tonnen mit der Aufschrift „Sondermüll“ auf der Bühne sind zu Beginn des Stücks die wohl interessantesten Requisitenteile. Dunkel und bedrohlich stehen sie da, lassen erahnen, dass sich darin nichts Gutes abspielen wird. Mit Formeln und Zeichnungen an den Wänden und den undefinierbaren Flüssigkeiten in jeglichen Farben, die in zahlreichen Flaschen den gläsernen Kessel in der Mitte umgeben, ist nicht ganz klar ob man in der Küche einer boshaften Hexe oder im Labor eines verrückten Wissenschaftlers gelandet ist. Ein wenig von beiden ist es wohl, denn Beelzebub Irrwitzer (Jörg Westphal) ist Zauberer, dessen irrwitzige Aufmachung durchaus eine gewisse Verrücktheit ausstrahlt. Doch Beelzebub Irrwitzer hat ein Problem. Es ist Silvesterabend und ein Pakt mit dem Teufel zwingt ihn dazu, bis um Mitternacht noch diverse Boshaftigkeiten zu vollbringen, um der Pfändung seiner Seele zu entgehen. Ein Besuch des höllischen Gerichtsvollziehers Maledictus Made (Josip Culjak), der trotz ausladender Hüften und einer gewissen Schwerfälligkeit grazil aus einer der Sondermülltonnen steigt, erinnert ihn an seine Pflichten. Schleimig, was an den Geräuschen seiner Schritte deutlich hörbar ist und aufdringlich, erinnert Maledictus Made stark an das typische Klischee eines Versicherungsvertreters.

Ebenfalls von der Pfändung ihrer Seele bedroht, ist Beelzebubs Tante Tyrannja Vamperl (Cornelia Kaupert). Nach ihrer Ankunft mit dem Besen, die wiederum nicht ohne lautes Krachen, Funken und den einen oder anderen Schreckensschrei eines der jüngeren Zuschauer vonstatten gehen konnte, beschließen die beiden gemeinsam den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch zu brauen. In der Lage alle Wünsche, die am Silvesterabend laut ausgesprochen werden in ihr Gegenteil zu verkeheren, würden sie ihre Pflichten gegenüber dem Teufel somit doch noch erfüllen können.

Da in einer guten Kindergeschichte der Held nicht fehlen darf, sind es hier der leicht eigennützige Rabe Jakob Krakel (Alexander Kasprik) und der naive und vom Singen besessene Kater Maurizio di Mauro (Luka Dimic) die dem bösen Treiben ein Ende setzen wollen. Nach einem tiefsinnigen Monolog des Sankt Silvester über die Grundsatzfrage nach dem Bösen, der nicht nur Rabe und Kater, sondern auch die jungen Zuschauer zu gelangweiltem Gähnen reizte, gelingt es dem Guten wieder einmal das Böse zu besiegen. Vom Wunschpunsch in einen alkohöllischen Schwips versetzt, realisieren Beelzebub und Tyrannja jedoch zu spät, dass ihr Plan von Rabe und Kater vereitelt wurde.

In der Regie von Peter Kube und wunderbar in das Bühnenbild von Klaus Noak umgesetzt, ist „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ zu einer höchst sehenswerten Inszenierung geworden. Die durchgängig gute schauspielerische Leistung der Darsteller, bei deren Detailliebe vor allem Alexander Kasprik mit seinen typisch rabenhaften Ticks und der stets an der Schnurrbarthaaren spielende Luka Dimic hervorzugheben sind, machte nicht nur den kleinen Zuschauern sichtlich Spaß. So wurde dieser Wunschpunsch nicht nur dank der vielen kleinen Explosionen und den zahlreichen Funken wahrhaftig zu einem schauspielerischen Feuerwerk. Chantal Willers

Wieder am heutigen Freitag, 10 Uhr und am morgigen Samstag, 14 Uhr

Chantal Willers

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