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Kultur: Leichtfüßiger Poesiekampf

Das T-Werk zeigt „Der Vogel des Monsieur Prévert“

Von Sarah Kugler

Langsam senkt sich ein Ast von seinem Baum herunter, schmückt im nächsten Moment als Geweih das Haupt eines Hirsches, dient dann wieder einem Pegasus als Flügel und schwimmt schließlich als Fisch durch das Wasser. Poetische Bilder sind das, die die Hör- und Schaubühne in ihrem Stück „Der Vogel des Monsieur Prévert“ präsentieren – und das mit ganz einfachen Mitteln.

Taschentücher werden dabei zu Vögeln, zu einem Rüssel auch, und alles geschieht in einem großen Vogelkäfig, der auf einem kleinen Wagen angebracht ist. Um den herum entbrennt ein Wettstreit zwischen Monsieur Prévert (Sascha Bufe) und Madam Florence (Suzan Smadi) um die Gunst der Zuschauer. Ersterer ist eigentlich schon verstorben, wie der Zuschauer erfährt, und versucht sich mit seinen stummen Bildern auf dem Weg ins Jenseits ein letztes Mal Gehör zu verschaffen. Behutsam geht er – blass geschminkt, große Ohren – dabei vor, schafft Blumen und allerlei andere stille Objekte.

Seine Konkurrentin kommt dabei umso lauter daher und ringt um Anerkennung um jedem Preis. Für sie ist die Bühne ein Weg, um berühmt zu werden – und das nutzt sie hemmungslos mit schriller Stimme sowie überdimensionalem Körperumfang aus. Doch irgendwann nähern sich die beiden so völlig unterschiedlichen Gestalten nach und nach an und dann – ja dann wird es magisch.

Frei nach dem Gedicht „Wie man einen Vogel malt“ des französischen Dichters Jacques Prévert entsteht ein bunter Reigen aus zauberhaften Bildern und kuriosen Situationen, die den Zuschauer mit auf eine Reise in die Tiefen der Fantasie nehmen. In einer Mischung aus Pantomime, Jahrmarktstheater und Bühnenpoesie entsteht ein leichtfüßiges Stück, das aber durchaus auch Fragen aufwirft. Was ist Kunst eigentlich? Kann Kunst sterben? Lebt ein Künstler durch seine Werke ewig weiter? Die Antworten muss dann aber doch jeder für sich allein herausfinden, wenn er in die skurril-poetische Stimmung des Stückes abtaucht. Gelegenheit dazu gibt es heute gleich im Doppelpack: Das T-Werk zeigt „Der Vogel des Monsieur Prévert“ am heutigen Samstag gleich zweimal im Rahmen vom „Stadt für eine Nacht“-Festival auf dem Schirrhof. Sarah Kugler

„Der Vogel des Monsieur Prévert“ heute um 16 Uhr und 20 Uhr auf dem Schirrhof in der Schiffbauergasse. Der Eintritt ist frei

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