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Kultur: Großes Kino für ein kleines Instrument 1800 Besucher bei der Klassik am Weberplatz

Ah, diese Trompete, sie kann so vieles, scharfe Töne, klare und liebliche, matte und wattige, mal wie nebenbei hingehaucht und mal kraftvoll platziert, mal tänzelnd oder zärtlich wie eine hübsche Perlschnur gereiht, mal mit Schmackes herausgeschleudert. „Wenn Sie heute Abend nach Hause gehen, wissen Sie alles über die Trompete“, sagte Orchesterleiter und Dirigent Knut Andreas zu Beginn von „Trompetissimo“, dem neunten Konzert der Reihe Klassik am Weberplatz am Samstagabend.

Ah, diese Trompete, sie kann so vieles, scharfe Töne, klare und liebliche, matte und wattige, mal wie nebenbei hingehaucht und mal kraftvoll platziert, mal tänzelnd oder zärtlich wie eine hübsche Perlschnur gereiht, mal mit Schmackes herausgeschleudert. „Wenn Sie heute Abend nach Hause gehen, wissen Sie alles über die Trompete“, sagte Orchesterleiter und Dirigent Knut Andreas zu Beginn von „Trompetissimo“, dem neunten Konzert der Reihe Klassik am Weberplatz am Samstagabend. Gleich vier Trompetenkonzerte spielte das Sinfonieorchester Collegium Musicum Potsdam, ein außergewöhnliches Arrangement. Etwa 1800 Besucher auf Sitzplätzen, mitgebrachten Campingstühlen oder Picknickdecken genossen die Darbietung.

Die 70 Musiker des Potsdamer Ensembles hatten sich für diese Nacht zwei namhafte Solisten dazugeholt, Philipp Hutter aus Potsdams Schweizer Partnerstadt Luzern, Solotrompeter am dortigen Sinfonieorchester, und Paulo Ronqui aus Campinas, Brasilien, Professor für Trompete an der Universität Campinas. Ebenfalls aus Brasilien, mit dem das Collegium Musicum seit Langem einen regen künstlerischen Austausch führt, stammt die Dirigentin Cinthia Alireti, die sich die Leitung des Abends mit Andreas teilte.

Mit Joseph Haydns Trompetenkonzert Es-Dur begann das Konzert – wie die Geschichte der Trompetenkonzerte überhaupt. 1796 war gerade die neuartige Klappentrompete erfunden worden, die es möglich machte, nicht nur Naturtöne, sondern chromatische Tonfolgen zu spielen. Haydn war der Erste, der für die neue Trompete ein Konzert komponierte. Dieser erste Auftritt gehörte Ronqui, der trotz hoher Luftfeuchtigkeit, die nicht nur den Streichern zu schaffen machte, die Trompete, wenngleich etwas verhalten, liebevoll wach rüttelte. Zum Vergleich: Johann Nepomuk Hummel, dessen Trompetenkonzert Es-Dur Hutter spielte, hatte der Komponist zwar nur wenige Jahre später geschrieben. Dieser ging mit dem Blechblasinstrument allerdings wesentlich forscher und mutiger um. Heute ist es ein Standardwerk der Trompetenmusik.

Ganz anders als zu Zeiten der Wiener Klassiker klang das Trompetenkonzert von Amilcare Ponchielli. Der italienische Komponist des 19. Jahrhunderts ist hauptsächlich für seine Opern bekannt. Cinthia Alireti dirigierte das Konzert für Trompete, das viel Opernhaftes in sich barg, Sprünge, Tempiwechsel, Verzögerungen, stellenweise einen Soundtrack zwischen Heimatfilm und Jahrmarkt assoziierte. Das Grand Finale des Abends war ein Stück von Alexander Arutjunjan, einem armenischen Komponisten, der von 1920 bis 2012 lebte. Arutjunjan verarbeitete 1950 viel Moderne, aber auch die Folklore seiner armenischen Heimat in dem Trompetenkonzert – und vor allem Jazz. Es ist eine große Arena für allerlei Stimmungen und Wendungen, eine Art Leinwandmusik, mal weit ausholend, mal zurückgenommen, mal spannend, mal flüchtig, mit einem Trompetensolo zum Luftanhalten – insgesamt 15 Minuten großes Kino für Orchester und Paulo Ronqui, dirigiert von Knuth Andreas.

Das Publikum erklatschte sich nach zwei Stunden dennoch eine Zugabe, die zu versäumen sehr schade gewesen wäre. Hier spielten beide Solisten gemeinsam, „Tico-Tico no Fubá“, ein brasilianischer Samba-Ohrwurm, für den Cinthia Alireti extra in die Percussionabteilung des Orchesters gewechselt war, und der die Trompetennacht fulminant-fröhlich enden ließ. Steffi Pyanoe

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