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 „The Romeo“ vom Schauspielhaus Zürich beim Tanz im August.

© Schauspielhaus Zürich/Orphea Emirzas

Große Bühne für den Tanz: Da bewegt sich etwas in Berlin

Das Festival Tanz im August läuft gut. Und für die kommenden Monate sind weitere große Tanzgastspiele angekündigt. Berlin kommt aus dem Knick.

Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

Es war eine brillante Idee, damals, Ende der 1980er Jahre, ein sommerliches Tanzfestival zu entwickeln. Jetzt läuft der Tanz im August - mit immer wieder veränderten Vorzeichen - bereits in der 35. Ausgabe, und es läuft gut.

Die Zeichen für Tanz in Berlin stehen günstig. Sasha Waltz und ihre Compagnie feiern bald 30. Geburtstag. Christian Spuck, der neue Intendant des Staatsballetts, hat eine starke erste Spielzeit angekündigt. Und die Berliner Festspiele werden künftig übers Jahr Tanz zeigen in ihrem Haus.

Das Publikum strömt

Auf die Stimmung drückt die Aussicht, dass der freien Szene im kommenden Doppelhaushalt Kürzungen drohen. Sie ist da immer schnell alarmistisch unterwegs. Allerdings hat Sarah Wedl-Wilson, die Kulturstaatssekretärin, bei der Eröffnung des Tanz im August im Hebbel-Theater kein Wort dazu gesagt.

In diesen Tagen, da der Sommer noch einmal mit freundlichen Temperaturen zurückgekehrt ist, strömt auch das Publikum in die Vorstellungen. Es ist kein Problem, das Haus der Festspiele mit einem Tanzgastspiel zu füllen. Vor allem große Stücke kommen an. Die Zuschauerinnen und Zuschauer in Berlin wirken manchmal wie ausgehungert.

Endlich die große Form

Denn da ist in den vergangenen Jahren viel an Berlin vorbeigegangen. Man fuhr zu „Movimentos“ nach Wolfsburg, um international bedeutenden Compagnien zu erleben. Leider hat das Festival in der Autostadt den Tanz aufgegeben. Seit 2003 hatten dort Größen wie das Tokyo Ballet, Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan, Wayne McGregor, Sidi Larbi Cherkaoui, Akram Khan und viele andere gastiert, mit großartigem Erfolg.

Hoffentlich wird jetzt in Berlin die Chance ergriffen, den Tanz aus einer gewissen Kleinteiligkeit herauszuholen, die hier anzutreffen ist. Freie Szene und etablierte Compagnies stehen ja nicht in Konkurrenz, sie befördern einander. Tanz im August versteht sich, in den Worten des neuen Leiters Ricardo Carmona, als „Polyphonie der Stimmen, Arbeiten und künstlerischen Pfade. Ein Wald aus Welten“.

Das ist ein kompliziertes Bild. Eine stille Forderung: Denn einen Wald schlägt man nicht einfach mal auf und wieder ab. Er sollte bleiben, wachsen, sichtbar sein über den Sommer hinaus. Und ein Wald will gepflegt sein.

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