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Deutscher Filmpreis: Goldene Lola für "Vier Minuten"

Der Gefängnisfilm "Vier Minuten" von Chris Kraus hat den Deutschen Filmpreis 2007 gewonnen. Hauptdarstellerin Monica Bleibtreu wurde als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Fünf Lolas gingen an "Das Parfum".

Berlin - "Vier Minuten" erzählt auf sehr fesselnde Weise von der vorsichtigen Annäherung einer jungen Gefängnisinsassin und einer an ihren Erlebnissen aus der Nazizeit leidenden Klavierlehrerin. Bleibtreu spielt die Lehrerin mit enormer schauspielerischer Kraft und Sensibilität. "Das ist ja unglaublich!", rief Bleibtreu. "Das wird eine Dankesrede der etwas anderen Art, weil ich nämlich heute Geburtstag habe", meinte die Schauspielerin, die am Freitag 63 Jahre alt wurde. Deshalb wolle sie in erster Linie ihrem Sohn Moritz danken. "Weil es keinen Menschen gibt, der mich so verändert hat." Viel habe sie von ihm gelernt - "vor allem Humor, was ich bitter nötig hatte." Dem ebenfalls schon mehrfach ausgezeichneten, im Publikum sitzenden Schauspieler rannen Tränen der Rührung über die Wangen.

Regisseur Kraus bedankte sich vor allem bei seinen zwei Produzentinnen Meike und Alexandra Kordes. "Das sind so tolle Produzenten, wir haben ihnen alles zu verdanken, ich möchte zehn weitere Filme mit ihnen machen!" Hannah Herzsprung, die in "Vier Minuten" eine aggressive Gewalttäterin spielt und dafür ebenfalls als beste Schauspielerin nominiert war, ging auch nicht leer aus. Sie gewann für ihre Darstellung in Alain Gsponers Familiendrama "Das wahre Leben" den Preis als beste Nebendarstellerin.

"Das Parfum" räumt in mehreren Kategorien ab

Tom Tywkers "Das Parfum" als großer, ebenfalls acht Mal nominierter Mitfavorit musste sich mit einer silbernen Lola und damit dem zweiten Platz begnügen. Seine kongeniale Verfilmung des Bestsellers von Patrick Süskind wurde dafür aber mit fünf weiteren Preisen von Schnitt über Ton bis Kostüm ausgezeichnet. Eine weitere Lola in Silber ging an die bayerische Komödie "Wer früher stirbt ist länger tot" von Marcus H. Rosenmüller.

Drei andere begehrte Preise gingen an dem favorisierten Tywker und seinem Produzenten Bernd Eichinger vorbei: Die Auszeichnungen für die beste Regie, das beste Drehbuch und die beste Filmmusik erhielt ebenfalls Rosenmüllers im Dialekt gedrehter Heimatfilm. Die Jury der inzwischen 900 Mitglieder starken Deutschen Filmakademie setzte nach viel Kritik an ihrem Auswahlverfahren im Vorfeld damit auf Vielfalt - böse Zungen könnten auch vom "Gießkannenprinzip" sprechen. Die goldene Lola ist mit einer halben Million Euro dotiert. Das Preisgeld muss für die Produktion eines neuen Films verwendet werden.

Armin Mueller-Stahl für sein Lebenswerk ausgezeichnet

Als bester Schauspieler wurde der nicht anwesende Josef Bierbichler für seine Rolle in Hans Steinbichlers Drama "Winterreise" geehrt. Steinbichler verlas einen Brief von Bierbichler, in dem dieser das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro einem weiteren bayerischen Regisseur weitergab: "Das Geld für den Preis möchte ich Herbert Achternbusch zurückgeben, bei dem ich in 15 Filmen für diese Summe gespielt habe." Devid Striesow - wegen einer Autopanne zu spät zur Verleihung erschienen - erhielt den Preis als bester Nebendarsteller für seine Rolle als SS-Mann in Stefan Ruzowitzkys KZ-Film "Die Fälscher".

Die Goldene Lola für sein Lebenswerk nahm der sehr gerührte Schauspieler Armin Mueller-Stahl ("Shine", "Die Manns") aus der Hand von Mario Adorf entgegen. "Wenn man für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, dann guckt man natürlich etwas zurück: Was hat man gemacht, hat man ihn wirklich verdient", meinte er mit Tränen in den Augen. "Es ist schön, dass dieser Preis in Berlin verliehen wird. In dieser Stadt habe ich 40 Jahre gelebt." (Von Elke Vogel, dpa)

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