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Mit großer Lust dabei. Die Schauspielerin Teresa Harder hier zu Gast im Thalia und ab Donnerstag als Lena in dem Film Giulias Verschwinden.

©  Manfred Thomas

Kultur: Gesehen werden

Vorpremiere von „Giulias Verschwinden“ und Gespräch mit Teresa Harder im Thalia

Nein, unsichtbar sind Giulia, Alessia und Lena nicht. Sie stehen mitten im Leben, sind attraktiv und erfolgreich. Und noch eines ist ihnen gemeinsam: Sie fürchten sich vor dem Älterwerden. Die Komödie „Giulias Verschwinden“, die am Sonntagabend im Babelsberger Thalia-Kino zur Voraufführung kam, zog nicht nur viele Besucher im so genannten besten Alter an, sondern brachte diese auch dazu, über das inzwischen ziemlich beliebte mediale Thema Älterwerden oft und herzlich zu lachen.

Das gelang vor allem deshalb, wie die Darstellerin der Lena, Teresa Harder im anschließenden Filmgespräch sagte, weil das Drehbuch des Schweizer Erfolgsautors Martin Suter, auch sie vom Anfang bis zum Ende zum Schmunzeln gebracht hat. „Ich hatte einfach große Lust das zu machen“, sagte Harder, die seit einem halben Jahr Neu-Potsdamerin ist. Eine Lust, die sich auch auf den Zuschauer überträgt. Hinzu kommt, dass die Geschichte, die am 50. Geburtstag der Hauptheldin Giulia spielt, von einem hochkarätigen Darstellerensemble getragen wird. Neben Corinna Harfouch als Giulia sind Bruno Ganz, Sunnyi Melles und eine großartige Christine Schorn zu erleben.

Die spielt eine 80-Jährige, die noch lange nicht zum alten Eisen gehört, weil sie sich ihren eigenen Kopf und den entsprechenden Widerspruchsgeist bewahrt hat. Und nicht davor zurückschreckt, jedem ungeschminkt ihre Meinung zu sagen. So viel Charme und Frechheit war selten im Altenheim. Doch die Power, die man an dieser Alten bewundert, haben die 50-Jährigen bei Weitem nicht. Bei ihnen überwiegen echte und eingebildete Gesundheits- und Sexprobleme, die Hauptgesprächsthema bei der Geburtstagsfeier sind. Das wäre auf Dauer ziemlich öde, wenn nicht die zumeist bitterbösen Dialoge zu einem spritzigen Schlagabtausch gerieten und die Darsteller dabei von zwei Kameras eingefangen würden.

So kann es gar nicht passieren, unsichtbar zu werden, und es tat dem Spiel gut, sagte Teresa Harder, gleich vor zwei bewegten Kameras zu agieren. Der stetige Wechsel zwischen Intimität und Totale während der Szenen im Züricher Edelitaliener, in dem Giulias Freunde auf sie warten, beeindruckte auch Zuschauer der Vorpremiere, die in der sich anschließenden knapp zehnminütigen Fragerunde vor allem darauf ansprachen. Teresa Harder, die mit schwarzer Baskenmütze und roter Strickpelerine locker vor das Publikum trat, beantwortete noch Fragen zu ihrem künstlerischen Werdegang, der von der Musik – ihr Vater war Pianist – zielstrebig zur Schauspielerei führte. Noch während ihres Schauspielstudiums an der HdK Berlin spielte sie einen der Engel in Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“.

Bleibt zu hoffen, dass der Film „Giulias Verschwinden“, der am kommenden Donnerstag in die Kinos kommt und bereits den Publikumspreis in Locarno erhielt, nicht nur reifere Besucher anspricht, denn das Älterwerden betrifft ja bereits die 15-Jährigen, die in der Komödie (Regie: Christoph Schaub) ihre eigenen Sorgen damit haben. Und die, damit sie auch gesehen werden, schon mal ziemlich handgreiflich gegenüber Älteren werden müssen. Astrid Priebs-Tröger

„Giulias Verschwinden“ startet am Donnerstag, 4. Februar, in den Thalia Arthouse Kinos, Rudolf Breitscheid Straße 50

Astrid Priebs-Tröger

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