zum Hauptinhalt

Kultur: Gelehrt, aber nicht gelehrt formuliert Goldberg-Variationen im Kammermusiksaal

Es gibt Musiker, die sprechen von Erfüllung, wenn sie von den Goldberg-Variationen reden. Johann Sebastian Bachs 30 Variationen über die 32-taktige Basslinie einer eröffnenden und abschließenden Aria gelten als einer der Höhepunkte barocker Variationskunst.

Es gibt Musiker, die sprechen von Erfüllung, wenn sie von den Goldberg-Variationen reden. Johann Sebastian Bachs 30 Variationen über die 32-taktige Basslinie einer eröffnenden und abschließenden Aria gelten als einer der Höhepunkte barocker Variationskunst. Ursprünglich für das Cembalo geschrieben, sind die Goldberg-Variationen am morgigen Donnerstag im Klein Glienicker Kammermusiksaal mit Liv Heym (Violine), Ildiko Ludwig (Viola) und Piroska Baranyay (Cello) in einem Arrangement für Streichtrio zu erleben.

Liv Heym spricht von einer großen menschlichen Nähe, die sich in der Musik von Bach findet und sie bis heute so reizvoll macht. Ganz besonders stark sei dies in den Goldberg-Variationen ausgeprägt. „Da findet sich so viel in diesem Werk. Es scheint, als hätte Bach hier all sein kompositorisches Wissen, die Stile seiner Zeit und die der Zeit davor, von denen er gelernt hat, verarbeitet. Trotzdem ist diese Musik nie abstrakt oder vordergründig intellektuell. Gelehrt, aber nicht gelehrt formuliert, ganz handfest und vor allem ein freudiges Werk.“

Die Goldberg-Variationen in einem Arrangement für Streichinstrumente haben dann noch einen ganz besonderen Reiz. „Die Tonproduktion mit Streichinstrumenten ist anders. Wir können einen Ton länger halten als beispielsweise ein Cembalo. Bach hat hier seinen fantastischen Kontrapunkt geschrieben und natürlich hat man auf dem Cembalo auch die Dissonanz, doch sie ist sehr schnell vorbei. Auf Streichinstrumenten gespielt und entsprechend länger gehalten entstehen eine intensivere Reibung, mehr Kontraste und eine andere Klangfarbe“, sagt die in Berlin lebende Liv Heym. Auch was das Aufbauen und Abklingen von Spannungen betrifft und somit die Dramaturgie der Variationen noch verstärkt, sei im Streichtrio vielfältiger und auch farbenreicher. „So schön wie die Goldberg-Variationen auf dem Cembalo auch klingen, es bleibt immer ein uniformer Klang, weil ja hier nur ein Instrument zur Geltung kommt.“ Gut eine Stunde braucht es zum Durchspielen der beiden Arias und der 30 Variationen. Stimmt die Dramaturgie bei den Musikern, ist das wie ein kleines Theaterstück für die Ohren. Herausfordernd und gleichzeitig beglückend.

Vor einem Jahr haben Liv Heym, Ildiko Ludwig und Piroska Baranyay mit ihrer Auseinandersetzung mit den Goldberg-Variationen begonnen. Doch schon viel länger hatten sie die Idee, diese im Streichtrio zu spielen, im Kopf. „Aber manchmal braucht es Zeit, bis man die richtigen Musiker gefunden hat, die bereit sind, mit einem gemeinsam diesen Weg zu gehen“, so Liv Heym. Eine intensive Zeit, in der wiederholt und diskutiert, probiert und wieder verworfen wird. Dabei zeigen sich dann auch die Gemeinsamkeiten, die verbinden. Gemeinsamkeiten, die im Zusammenspiel Musik erst zu etwas Außergewöhnlichem machen. Dirk Becker

Die Goldbergvariationen arrangiert für Streichtrio am morgigen Donnerstag, 20 Uhr, im Kammermusiksaal Havelschlösschen, Waldmüllerstraße 3. Der Eintritt kostet 25, ermäßigt 15 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 74 814 96

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false