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Dem Drachen auf der Spur sind die Werke der chinesischen Studenten.

©  M. Thomas

Kultur: Freiräume

Chinesische Studenten stellen im Kunstwerk aus

Interkulturelle Verständigung kann kinderleicht sein. Denn was deutsche, chinesische, spanische und italienische Jugendliche gemeinsam haben, sind Kinderlieder. „Hänschen klein“ und „Bruder Jakob“ kann man so gemeinsam singen. In Strodehne am Lagerfeuer. Das erzählt Sabine Raetsch vom Offenen Kunstverein, der in diesem Jahr zum ersten Mal eine deutsch-chinesische Jugendkunstbegegnung zwischen dem Kunstinstitut der Ökonomischen Universität Hubei in Wuhan und dem Potsdamer Verein initiierte. Im April waren die Potsdamer zusammen mit Jugendlichen aus Spanien und Italien in China. Derzeit sind elf Studenten aus China für zwei Wochen zum Gegenbesuch in Potsdam. Heute wird die Ausstellung mit den in dieser Zeit entstandenen Arbeiten im Kunstwerk eröffnet.

Das gemeinsame Singen war nicht nur für Sabine Raetsch ein äußerst beglückender Moment und der Weg dahin gar nicht leicht. In China waren das Besuchsprogramm und das offizielle Reglement so eng gestrickt, dass für wirkliche Begegnungen kaum Zeit blieb. Die Freiräume dafür konnten erst hier gefunden werden. Zum Beispiel in Strodehne, als die chinesischen Jugendlichen im Alter von 17 bis 24 Jahren, diesmal ohne Aufsichtspersonen, sich trauten, auch mal gar nichts zu tun, oder bis tief in die Nacht in den Werkstätten des Kunsthauses arbeiteten. Aus eigenem Antrieb, weitgehend ohne inhaltliche und formale Vorgaben.

Wie in China ging es auch in Potsdam um Drachen und ihre ganz unterschiedliche Überlieferung. Während im Chinesischen die Tiere vor allem als magische Wesen, Glücksbringer beziehungsweise als Gottheiten gelten, ist der Drache in der christlichen Ikonographie das Symbol des Teufels, des Gottlosen und Bösen. So wurden im Vorfeld des Projektes viele Bücher gewälzt, die Siegfried-Sage und die vom Heiligen Georg gelesen. Und dann malerisch und figürlich gestaltet. Zwei Tage vor der Ausstellungseröffnung liegen im Kunstwerk fein ziselierte Sgraffito-Arbeiten neben einem sehr erdigen Drachen, der aus Sand und Leim geformt wurde, oder vielfarbige Monotypien neben kunstvollen Tuschemalereien auf Chinapapier. Auch geheimnisvoll bemalte Masken und eine raumgreifende rot-grüne Drachenplastik sind zu sehen.

Alle Ergebnisse dieses tierischen Kontrastprogramms werden ihren Platz finden auf den zwei Ausstellungsetagen. Die chinesischen Designstudenten haben außerdem einen Film gedreht, der auf der Vernissage seine Premiere erleben wird. Astrid Priebs-Tröger

Vernissage von „Fremder Drache“, heute um 18 Uhr, im Kunstwerk, Hermann-Elflein-Straße 10. Die Ausstellung ist bis 16. August, von Mittwoch bis Sonntag, jeweils 15 bis 19 Uhr geöffnet

Astrid Priebs-Tröger

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