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Kultur: Freiheit, Heiterkeit, Irrsinn Buschner und Baumgarten im Kunstgriff 23

Seit elf Jahren stehen sie zusammen auf der Bühne. Doch ihre gemeinsame Lesung am Montagabend im Atelier Kunstgriff 23 war eine Premiere.

Seit elf Jahren stehen sie zusammen auf der Bühne. Doch ihre gemeinsame Lesung am Montagabend im Atelier Kunstgriff 23 war eine Premiere. Max Buschner und Philip Baumgarten kennen sich seit Kindertagen aus den verschiedenen Theatergruppen des Offenen Kunstvereins. Regisseurin Ulrike Schlue spürte es gleich: „Sprachgefühl hatten die schon von Anfang an.“ Und so wurden beide beizeiten zum Szenenschreiben in der Gruppe „Taifun“ mit herangezogen. Inzwischen leiten der 20-jährige Max und der 21-jährige Philip ihre eigene Gruppe und haben mit ihr die ersten selbstverfassten Stücke in Szene gesetzt.

„Is ja “ne Lesung, fangen wir mal an zu lesen“, begann Max locker und gänzlich unprätentiös. Und ließ mit charmanter Jungenhaftigkeit seine ersten „flockigen“ Wortkaskaden ins vorwiegend jugendliche Publikum sprudeln. Er hatte nicht nur das hellere Hemd, sondern auch diesen Part in dem Versfeuerwerk, das die beiden dann eine Dreiviertelstunde lang entzündeten. Philip, der seit zwei Jahren Philosophie an der FU Berlin studiert, gab dabei die melancholischeren und „tiefsinnigeren“ Texte zum Besten. Wie den von der „Kreuzigung“ eines Bettlers in der U-Bahn, der die emotionale Kälte vieler Mitmenschen in eindringliche Bilder fasste. Max hingegen ließ seine „Helden“ eher mal „den Schwanz in eine Dose Beluga-Kavier stecken“.

Das ergänzte sich in seiner Gegensätzlichkeit trefflich und ließ einiges vom Motto ihrer gemeinsamen (Theater-)arbeit aufscheinen: Freiheit, Heiterkeit und Irrsinn. Letzteres kam besonders in der einzigen Prosageschichte als Höhepunkt des Abends rüber, in der eine geheimnisvolle Claude erschien und die „fehlende Stringenz in meinem Kopf“ amüsant in Worte gefasst wurde. Fast auf“s Stichwort erschienen zu diesem Zeitpunkt die letzten verspäteten Besucher und erlebten wie die beiden, inzwischen mit Afroperücke und Katzenmaske ausgestattet, ihr Publikum mit viel Lust und Witz amüsierten.

Dazwischen gab“s einfühlsame Saxophonimprovisationen von Philips jüngerem Bruder Henrik Baumgarten und immer mal wieder spontanen Szenenbeifall zu Texten, die in ihrer Diktion manchmal an die 20er Jahre erinnerten. Doch wie das bei einem Feuerwerk so ist: Am Ende war man überrascht und auch ein wenig enttäuscht, dass es schon vorbei und von den einzelnen „Raketen“ leider nicht viel im Gedächtnis haften geblieben ist. Spaß gemacht hat“s trotzdem. Und ähnlich wie beim Poetry Slam wurde der Appetit auf mehr geweckt. Oder wie es Max mit einigem Schalk im Nacken ausdrückte: „Jetzt krieg ich Lust auf Poesie.“

Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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