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Filmmuseum Potsdam: Ein wortkarger Charmeur

Viel Lob für einen abwesenden Jubilar: Das Filmmuseum gratulierte Egon Günther zum 90.

Von Sarah Kugler

Vielleicht war es klug von Egon Günther, am Donnerstagabend nicht ins Filmmuseum zu kommen. Dort gab es nämlich anlässlich seines 90. Geburtstages am Donnerstag dieser Woche viele lobende Worte für den Regisseur, und die hört er ja angeblich nicht so gerne. Unglücklich wäre er, wenn jemand ihn als besonderen Menschen bezeichnen würde. So sagte es Günther im Oktober 2013, bei der Vorstellung seiner Biographie „Ich war immer ein Spieler. Egon Günther“. Und dass er nicht anders sei als alle anderen.

Schauspielerin Heidemarie Wenzel, die in Günthers Film „Abschied“ (1968) – der am Donnerstag auch im ausverkauften Filmmuseum gezeigt wurde – mitspielte, sieht das ganz anders. Für sie sei er „ein Ereignis“, jemand, der Leute begeistern kann. „Er war immer ganz erfüllt von seiner Arbeit, ging darin auf“, so die Schauspielerin. „In meinem Leben hat er einen sehr hohen Stellenwert.“ Dabei habe er sie durchaus auch mal angefahren, wenn sie sich für DDR-Zeiten politisch unklug geäußert habe. „Ich war damals noch so jung und sehr naiv, von daher hatte ich es durchaus verdient“, sagte sie. Bei der Arbeit hingegen sei er nie ausfällig geworden, seine Regieanweisungen seien eher minimalistisch gewesen. „Er hat dann einfach gesagt: ’Nun mach das mal.’“, so Wenzel, die auch im Defa-Klassiker „Paul und Paula“ mitwirkte. Er sei dabei erstaunlich unleidenschaftlich gewesen. Auch Günthers Frau Franziska, die 1990 in „Stein“ mitspielte, erinnert sich an karge Anweisungen, wie „war in Ordnung“ oder „das machen wir nochmal“. „Er hat weder gelobt, noch ausführliche Anleitungen gegeben“, erzählte sie. Trotzdem habe sie ein enormes Vertrauen zu ihm gehabt und immer eine große Sicherheit gespürt.

Sowohl Heidemarie Wenzel als auch Kollegin Annekathrin Bürger, die ebenfalls in „Abschied“ mitwirkte und am 3. April ihren 80. Geburtstag feiert, nickten dabei am Donnerstag bestätigend. „Ich hätte gerne sehr viel mehr mit ihm gedreht“, so Bürger. Er habe einen unglaublichen Charme und sei literarisch hoch gebildet – was sich auch in seinen Werken als Schriftsteller zeige.

Trotzdem habe er seine Schauspielerinnen auch mal zum Weinen gebracht: „Ich sollte für eine Rolle weinen, aber es ging irgendwie nicht“, erzählte Wenzel, die nur wegen Günther vom Theater zum Film wechselte. Da habe er sie mit „nun heule doch mal“ angeraunzt. „Dann klappte es auch mit den Tränen“, sagte sie lachend. Er habe eben immer genau gewusst, was er tue. Sarah Kugler

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