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Kultur: „Ernte und Saat“

Der Kleinmachnower Kunsthistoriker und Politiker Hubert Faensen feierte seinen 75. Geburtstag

Der Kleinmachnower Kunsthistoriker und Politiker Hubert Faensen feierte seinen 75. Geburtstag Wenn Karl Foersters literarisches Schaffen jenseits seiner Sachbücher, also seine Aphorismen, Meditationen und Betrachtungen – „Ferien vom Ach“, „Warnung und Ermutigung“, „Es wird durchgeblüht“ – ein so großes Echo gefunden haben, dann war dies auch in nicht geringem Maße das Verdienst seines Verlegers, der gestern in Kleinmachnow 75 Jahre alt wurde: Hubert Faensen. Der Weg Faensens in die Leitung des Union Verlags und zugleich des Leipziger Verlags Koehler & Amelang, beide im Umfeld der DDR-CDU, führte über ein soziologisches Studium an die Rostocker Universität, eine Tätigkeit als Feuilletonredakteur der Schweriner Zeitung „Der Demokrat“ und das Studium von Philosophie und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin, abgeschlossen mit der Promotion bei Wolfgang Heise. Erst Lektor des Union Verlags für Kunstliteratur, wurde er 1960 Leiter des Verlags, und ein 1958 von ihm herausgegebener Essayband „Begriff und Gestalt“ umschreibt gewissermaßen programmatisch sein verlegerisches Schaffen: Belletristik, Religionsphilosophie, im weitesten Sinne des Wortes gesellschaftspolitische Literatur, und das auf Gestalt gesichtete, also Künstlerliteratur, der seine besondere Zuwendung galt. Hier waren es einerseits monografische Werke zur sakralen Kunst und Architektur, aber auch Biografisches zu einzelnen Künstlern (etwa Dürers „Schriftlicher Nachlass“, den er selber ausgewählt hatte, oder Gerhard Wolfs wichtiges Buch über Albert Ebert, dem Hallenser „Naiven“), die hervorzuheben sind, andererseits die Monumentalwerke zur russischen sakralen Kunst, Konrad Onaschs, des füheren Brandenburger Pfarrers, über die Ikonen und Faensen/Iwanows „Altrussische Baukunst“. Es waren die seit 1964 herausgekommenen, überaus begehrten Ikonen-Kalender, die diese spezifische Kunst populär machten. Apropos Kulturgeschichte: für den Verlag Koehler & Amelang, den Faensen auch noch seiner Berufung auf eine Kunstwissenschaftliche Professur an der Berliner Humboldt-Universität Anfang der achtziger Jahre leitete und dessen Bedeutung er anlässlich des 200. Jahrestags seiner Gründung Ende Oktober 1989 würdigen konnte, schuf er die sogenannte Kulturhistorische Reihe, die für DDR-Verhältnisse ein singuläres verlegerisches Unternehmen darstellte. Haben wir damit den weiten verlegerischen Horizont Hubert Faensens vor uns, so lässt sich überdies hinzufügen, dass er wie mit Karl Foerster so auch mit anderen Autoren aus der Mark Brandenburg zusammen arbeitete, von Heinrich Alexander Stoll, Thyrow, über Alfred Otto Schwede, Brandenburg (Havel), Wolfgang Schoor, Prieros, bis zu dem Potsdamer Kurt Finker, und nicht zuletzt, was nicht vergessen werden sollte, Barbara Faensen, seiner schon vor Jahren verstorbenen Frau. Barbara Faensens jährlich herausgekommenen Hausbücher „Ernte und Saat“ und ihr schönes Familienbuch „Im Zeichen der Zwillinge“ gehörten so zum Profil des Union Verlags, wie sie und ihr Mann immer für die Profilierung des kulturellen Lebens in Kleinmachnow, wohin sie Ende der fünfziger Jaher gezogen waren, eintraten – Hubert Faensen auch als (bei den jüngsten Kommunalwahlen wieder gewählter) Abgeordneter und als Autor des Buches über die Hakeburg – hoch über das alte Dorf Kleinmachnow. Günter Wirth

Günter Wirth

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