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Jetzt auch in Potsdam. Die Galeristen Claudia und Helmut Schuster in den Räumen der Benkertstraße.

©  Andreas Klaer

Kultur: Einfach die Tür auf

Galerie Schuster eröffnet mit Arbeiten von Jens Hausmann im Holländischen Viertel eine Dependance

Es war eine Bauchentscheidung, sagt Helmut Schuster, und das meint der quirlige Mann mit der rotblonden Igelfrisur wörtlich. Irgendwann sonntags saßen er und seine Frau Claudia in einem Café im Holländischen Viertel und ließen sich den Käsekuchen schmecken. Der überzeugte sie genauso wie das einmalige Flair des Backstein-Quartiers und vor allem die unprätentiöse und freundliche Art der Menschen, die ihnen dort begegneten. Hinzu kam, dass nicht wenige Sammler ihrer Berliner Galerie aus Potsdam kommen und Schusters sich sagten, dass sie ihren Kunden entgegenkommen könnten.

Seit knapp vier Monaten betreiben sie jetzt in der Benkertstraße ihre – neben der in Berlin und der im Kunstmekka Miami – dritte Dependance, die sie am kommenden Sonntag mit der Präsentation „minimal – neue Arbeiten von Jens Hausmann“ offiziell eröffnen werden. Am Donnerstagabend ist davon noch nichts zu sehen, denn noch hängen im vorderen Raum der insgesamt gerade mal 60 Quadratmeter großen Galerie knapp ein Dutzend Schwarz-Weiß-Fotografien der berühmten Pin-up-Fotografin Bunny Yeager, die nach ihrer eigenen Model-Karriere Mitte der 50er Jahre hinter die Kamera wechselte und mit ihren Fotografien von Bettie Page in den USA Kultstatus erlangte.

Helmut Schuster erzählt, wie er Fotos der heute 82-jährigen Yeager in Miami wieder entdeckte, deren Urheberin unbedingt persönlich kennenlernen wollte und neben ihren heute noch modern wirkenden Fotos auch die Entwürfe ihrer todschicken selbst genähten Bikinis aufspürte, die jetzt von der Firma Bruno Banani neu produziert werden sollen. Dabei funkeln Entdeckerfreude und Schalk in seinen hellblauen Augen. Neugierde und Querdenken scheinen die Markenzeichen des studierten Psychologen zu sein, der 1989 im hessischen Gelnhausen seine Galeristenkarriere begann. Gemeinsam mit seiner Frau Claudia, die die kaufmännische Seite verantwortet, hat er seitdem in Deutschland, Frankreich und den USA Galerien eröffnet und sich der internationalen Gegenwartskunst verschrieben. Er vertritt Maler, Fotografen und Installationskünstler und hat selbst eine besondere Affinität zum Film.

Auch deswegen scheint ihm Potsdam ein geeigneter Ort für weitere künstlerische Entdeckungen und genreübergreifendes Experimentieren zu sein. Helmut Schuster, der nicht nur Kunstkritiker, Sammler und Galerist ist, hat 2011 selbst einen Dokumentarfilm gedreht, der ein Streifzug durch Miamis multikulturelle Kunstszene ist und auch zeigt, wie sich gesellschaftliche Widersprüche durch Kunst überwinden lassen. Schuster hat daraufhin eine neue Kunstmesse in Miami, die erste, die ausschließlich afrikanische Kunst zeigen wird, initiiert und schwärmt davon, wie im schwarzen Stadtteil Overtown auf einem riesigen Parkplatz gerade eine innovative Container-Zelt-Stadt entsteht, die die Werke afroamerikanischer Künstler ins öffentliche Bewusstsein heben soll.

In der Potsdamer Galerie zeigte Schuster im vergangenen Sommer ebenfalls Werke des in Miami lebenden afrikanischen Künstlers Onajide Shabaka und er war erstaunt über die Resonanz dieser Ausstellung, die mit Werken aus ungewöhnlichen Materialien – unter anderem Dachfolien aus Abbruchhäusern – das Publikum anzog. Er hatte sie nicht weiter angekündigt, sondern darauf vertraut, dass durch die weit geöffnete Tür Interessenten einfach eintreten würden. Gefragt nach seinem eigenen Credo als Sammler und Kunsthändler sagt er, und spricht damit auch für seine Frau, dass sie sich immer persönlich berühren lassen. Er selbst sei vor dem Händler immer Sammler gewesen, der sich auch mit den Bildern umgeben mag. Das ist auch dem vielfältigen Portfolio der Galerie anzusehen, die neben den bereits genannten Künstlern auch Werke des 28-jährigen Malers Benjamin Dewor oder des Fotografen Oscar Hidalgo präsentiert.

Ab Sonntag ziehen elf Bilder von Jens Hausmann in die neue Potsdamer Galerie ein. Schuster präsentiert ihn bereits zum vierten Mal in einer Einzelausstellung und er sagt von den Bildern des 1964 in Meiningen Geborenen, dass dessen Architekturbilder sehr viel mit heutigen Sinnfragen zu tun haben. Ihre Oberflächen berühren, „sie tun ein bisschen weh“ und sie bringen die kraftvollen wütenden Energien, die er reingesteckt hat, beim Betrachter wieder heraus. Helmut Schuster lässt sich bei Hausmann, der bis kurz vor der Hängung an den Bildern arbeitet, zumeist selbst überraschen, denn der Maler habe bei der Auswahl eine sichere Hand. Im Mittelpunkt der Ausstellung werden Architekturhäuser stehen, demgegenüber gibt es Bilder von wuchernden tropischen Waldstücken und von minimalistischen Innenräumen. Ausstellungseröffnung am morgigen Sonntag von 12 bis 16 Uhr, Benkertstraße 2. Die Ausstellung ist bis zum Januar geöffnet, donnerstags bis samstag, 14-18 Uhr

Astrid Priebs-Tröger

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