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Experimentierfreudig. Die Pianistin und Diplomatin Dudana Mazmanishvili.

© Young Euro Classic

Dudana Mazmanishvili im Porträt: Eine georgische Pianistin verbindet Bach mit Techno

Dudana Mazmanishvili ist georgische Diplomatin und Klaviervirtuosin. Bei Young Euro Classic mischt sie Bach-Kompositionen mit elektronischer Musik. Eine Begegnung.

Diplomaten stellt man sich meist als ältere Herren vor. Seriöse Erscheinung, dunkler, etwas langweiliger Anzug, neutraler Gesichtsausdruck. Trifft man den Kulturattaché der georgischen Botschaft, zerstreuen sich die Vorurteile. Dudana Mazmanishvili ist weiblich, jung, trägt gern bunte, wallende Kleider. Und nicht nur das: Neben der Klaviatur der Diplomatie ist sie ganz nebenbei auch noch eine Virtuosin an den Tasten des Konzertflügels.

Beim gerade wieder stattfindenden Young Euro Classic Festival ist sie keine Unbekannte. 2015 begeisterte Mazmanishvili an der Seite des New Georgian Philharmonic mit einem unkonventionellen Programm aus Werken von Arvo Pärt und Giya Kancheli. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Musikerin ist sie seit 2013 als Kulturattaché der georgischen Botschaft in Berlin tätig. In ihrer Rolle als Diplomatin hat sie in diesem Jahr besonders viel zu tun – Georgien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse. „Wir wollen auch abseits der Literatur die Kultur unseres Landes präsentieren. Da war es mir wichtig, dass Georgien dieses Jahr bei Young Euro Classic vertreten ist“, sagt Mazmanishvili.

Mit acht Jahren debütierte sie beim georgischen Staatsorchester

Georgien ist ein kleines Land, etwa so groß wie Bayern. Knapp vier Millionen Einwohner, ein Viertel davon lebt in der Hauptstadt Tbilisi. Dort wurde Dudana Mazmanishvili 1980 geboren. Als sie drei Jahre alt war, gab die Mutter ihr die ersten Klavierstunden, im Alter von nur acht Jahren debütierte sie mit dem georgischen Staatsorchester. Ein Studium in München und New York folgte, seit 2008 lebt die Georgierin in Berlin. Für Young Euro Classic ist gemeinsam mit dem US-Dirigenten Kristjan Järvi unter dem Titel „Divine Geometry“ eine Fusion aus dem Klavierkonzert d-Moll von Johann Sebastian Bach und elektronischer Musik entstanden. Die beiden sind schon lange befreundet, hatten viele Ideen für eine Zusammenarbeit, aber irgendetwas kam immer dazwischen. „Deswegen bin ich sehr froh“, sagt Mazmanishvili, „dass es jetzt geklappt hat und wir mit Bach etwas gefunden haben, was uns beide auf emotionaler Ebene berührt.“

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Bach ist ihr erklärter Lieblingskomponist, dem Barockmeister widmete sie viel Platz auf ihrer ersten CD. Järvi überschreitet sowieso gerne Genregrenzen, beim Konzert mit Mazmanishvili wird außer der Bach-Bearbeitung auch ein von Händels Concerti grossi inspiriertes Stück zu hören sein. Auf seinem Album „Bach Re-Invented“ hat er sich gemeinsam mit dem von ihm gegründeten Absolute Ensemble sogar schon einmal an einer Neuinterpretation der Musik Bachs versucht. Während die Genres der Wahl damals Jazz und Rock waren, geht es diesmal um die Kombination mit Techno. Für diesen Teil der Musik ist der Berliner DJ Irakli Kiziria verantwortlich. Wie Mazmanishvili stammt er aus Georgien, lebt aber schon seit 2001 in der deutschen Hauptstadt. Gemeinsam mit Yacoub Chakarji legt er als I/Y in Berliner Clubs auf, die beiden betreiben ein eigenes Label.

Für Mazmanishvili gibt es keine Genres, sondern nur die Musik als solche

Doch warum überhaupt dieses Experiment, wie passen die beiden Genres zusammen? Dudana Mazmanishvili hat eine klare Antwort: „Es gibt keine klassische und elektronische Musik, es gibt nur die Musik.“ Sie sieht Musik als lebendiges Wesen, das sich weiterentwickeln muss, „sonst stirbt es.“ Die Klassik muss sich anderen Genres öffnen, sagt sie. Bach hätte zu Lebzeiten nicht gewollt, dass seine Werke statt auf dem Cembalo auf dem von ihm ungeliebten Pianoforte gespielt werden, das würden die meisten Interpreten heute aber ignorieren. „Warum also seine Musik nicht auch in andere Richtungen weiterdenken?“

Auch Irakli Kiziria findet, dass Bachs Musik besonders gut für diese Kombination geeignet ist. Die „geradezu mathematische Beschaffenheit“ von Bachs Musik und die logische Architektur elektronischer Musik bilden für ihn eine klare Parallele. Mit den Musikern der Georgian Sinfonietta haben sie die denkbar besten Mitstreiter an ihrer Seite, ein junges Orchester, das seit einigen Jahren in Georgien sein eigenes Barockfestival veranstaltet. Bleibt für das Konzert am Freitag nur die Frage: Werden die Leute tanzen? Mazmanishvili lacht: „Ich glaube nicht, dafür haben wir das falsche Programm. Aber prinzipiell: Warum nicht? Wenn die innere Stimme tanzt, darf man auch äußerlich tanzen.“

Young Euro Classic, Konzerthaus, Fr, 17. August, 20 Uhr. Am 27. 9. spielt Mazmanishvili im Nikolaisaal Potsdam mit dem Tbilisi Symphony Orchestra Beethoven.

Elias Pietsch

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