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Kultur: Die Befreiung der Fantasie

Musik als kreativer Imperativ: HOT-Regisseur Alexander Nerlich arbeitet an seinem ersten Album

Es ist eine ungewöhnliche Mischung: Zwei Regisseure und zwei Schauspieler bilden zusammen eine Band. „A Boy Named River“ ist damit keine herkömmliche Kapelle und mit so viel Theater im Hintergrund ist auch der musikalische Duktus der Band infiltriert. Mit dem Minialbum „Go and Create“ ist jetzt der erste Output einer Trilogie erschienen, die auf das bald erscheinende Album hinführen soll. Alexander Nerlich ist der Gitarrist der Band, in Potsdam ist er vor allem als Regisseur am Hans Otto Theater bekannter: Den „Hamlet“ hat er dort inszeniert und sich fast verhoben, mit „Peer Gynt“ hat er eine eindringliche, atemlose Inszenierung geschaffen, zuletzt brillierte er mit Huxleys „Schöne Neue Welt“. Als Musiker jedoch ist er noch ein Geheimtipp. Die Verzahnung von musikalischer und schauspielerischer Performance ist für ihn kein Widerspruch.

Am vergangenen Donnerstag stand er selbst auf der Bühne, am Schauspielhaus Hannover, zur Premiere von „Rocco und seine Brüder“. Alexander Nerlichs Bruder Daniel, der Sänger der Band, ist dort Ensemblemitglied, Schlagzeuger Sandro Tajouri war mehrere Jahre an diesem Theater fest engagiert. Die Band begleitet nun live die Inszenierung, die Songs sind extra für das Stück geschrieben worden – und das Theater hat im Gegenzug ein Minialbum produziert mit vier Songs. Dazu folgt nun Mitte Oktober ein Video zum Song „Tooth Painter“ mit Schauspielerin Lana Cooper.

Das musikalische Ergebnis kann sich sehen lassen: „Post-Punk-Poetry“ bekam die Band als Stempel verpasst. Es sind kernige Rocksongs, in denen Sänger Daniel Nerlich eine touretteske Schizophrenie zelebriert, düstere Bilder zeichnet, apokalyptische Szenen. „Es geht um die Befreiung der Fantasie, um die Überwindung von Schranken, die man sich selbst setzt“, sagt Alexander Nerlich. Klingt nach Punk? Eigentlich nicht, findet Alexander Nerlich. „Wir sind ja gar keine Punks – auch wenn wir in jungen Jahren der Punkszene nahestanden oder verzweifelt damit kokettiert haben. Uns finden aber schon eher die Leute gut, die gern wildere Musik hören."

Die Musik ist aber auch ein Aufruf zur Kollaboration: Kreativer Input ist ausdrücklich erwünscht, jeder, der gute Ideen hat, soll sich daran beteiligen – wie auch immer diese aussehen mögen: „Man muss sich manchmal in eine Idee verbeißen, so unrealistisch sie auch sein mag", sagt Nerlich. Für „A Boy Named River“, die in Hannover bereits eine stabile Fanbase haben, geht es demnächst auf Tour. Einen Termin für ein Konzert in Potsdam gibt es noch nicht. Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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