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Kultur: Die Auslastung liegt unter 70 Prozent Das Hans Otto Theater ist erneut im Minus

Dem Hans Otto Theater fehlen in diesem Jahr rund 240 000 Euro. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage des BürgerBündnisses zum Konzept des Stadttheaters hervor.

Dem Hans Otto Theater fehlen in diesem Jahr rund 240 000 Euro. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage des BürgerBündnisses zum Konzept des Stadttheaters hervor. Diese Anfrage zur Auslastung, finanziellen Situation, inhaltlichen Ausrichtung sowie zur lokalen Vernetzung der Speilstätte wird auf der heutigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung diskutiert. Die Erörterung findet vor dem Hintergrund einer Vertragsverlängerung für den Intendanten Tobias Wellemeyer statt, zu der es derzeit Verhandlungen mit Oberbürgermeister Jann Jakobs gibt. Wellemeyers jetziger Vertrag läuft bis 2014.

Das derzeitige Minus resultiere vor allem aus den Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst sowie aus den sinkenden Einnahmen aus Eintrittsgeldern, sagte der Geschäftsführer Volkmar Raback auf Nachfrage. Auch der hohe Krankenstand beim technischen und künstlerischen Personal, der durch Aushilfen abgefangen werden musste, riss Lücken in den Haushalt. „Die Tariferhöhung ist in diesem Jahr exorbitant hoch ausgefallen. Wir hatten mit 1,5 Prozent gerechnet, aber es sind 3,5 Prozent geworden. Damit sind 101 000 Euro nicht gedeckt.“ Bei den Einnahmen sei das Haus mit 60 000 Euro unter der Kalkulation geblieben. „Die Auslastung ging auf 68 bis 69 Prozent zurück. Voriges Jahr lag sie noch bei 74 Prozent.“ Als Ursache nannte Raback vor allem den unter den Erwartungen gebliebenen Zuspruch auf Inszenierungen wie „Krebsstation“ von Romanautor Solschenizyn – der in Potsdam erstmals überhaupt auf die Bühne gelangte – oder auf das Musical „High Society“. Durch die Krankheitsrate sei eine zusätzliche Belastung von 60 000 Euro auf das Haus zugekommen. „Bei uns muss der Lappen hochgehen, egal ob jemand krank ist oder nicht.“ Da müsse das Geld für einspringende Gäste eben da sein.

Ein weiteres Defizit verursachte der Verkauf von Gastspielen. Dort fehlten 30 000 Euro der geplanten Einnahmen. „Das Interesse am Abkauf ist sehr trendabhängig. Wir haben viele Gastspielhäuser angeschrieben, auch besucherfreundliche Angebote mit Kinder- und Jugendtheater sowie Komödien unterbreitet, doch es gab wenig Resonanz“, sagte Raback. Das Theater betonte in einer schriftlichen Stellungnahme zur BürgerBündnis-Anfrage hinsichtlich seines Konzeptes: „Es wurde ein stofflich und in der Zielgruppenorientierung ausdifferenzierter, vielgestaltiger Spielplan entwickelt, der den zeitgenössischen Wandel der Landeshauptstadt einfängt und widerspiegelt. Damit arbeitet das HOT inhaltlich und ästhetisch auf Augenhöhe mit den Berliner Theatern.“ Offensichtlich aber noch nicht ausreichend auf Augenhöhe mit dem Potsdamer Publikum. Das Theater verweist zu Recht auf seine Erfolge im Kinder- und Jugendtheater mit 26 000 Gästen im Jahr. Doch mit ihnen ist eben kein großes Geld zu verdienen. Die vor allem in der Reithalle unterbreiteten Angebote füllen zwar das kleine Haus, doch das große ist mit Schauspiel oft nur halb besetzt. In dieser Spielzeit hofft Volkmar Raback, dass vor allem die Uraufführung von Uwe Tellkamps „Eisvogel“, die Komödie „Drei Mal Leben“ von Yasmina Reza sowie Shakespeares „Das Wintermärchen“ die Besucher ins Theater locken.

Bereits 2010 musste die Stadt dem Theater mit zusätzlichen 200 000 Euro zum Etat von 9,9 Millionen Euro unter die Arme greifen. Wie Raback betonte, sei dieser Etat einfach zu niedrig. Selbst nach der Eröffnung des Theaterneubaus 2006 und dem enormen Besucheransturm 2007 sei es nur möglich gewesen, 5000 Euro zurückzulegen. „Da sieht man, wie eng wir haushalten müssen.“ Er hofft, dass die Stadt den Etat generell erhöhen und mehr als die jetzt fehlenden 240 000 Euro drauflegen werde. Heidi Jäger

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