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Inszeniert. Spiegelbilder von Juliane Rothenburg.

© Manfred Thomas

Kultur: Der Zauber der Spiegelungen

Textilkunst im Inselpavillon

Man kann den Titel der Ausstellung „Spiegelbilder“ wortwörtlich nehmen. Denn Spiegel sind in den Textilobjekten von Juliane Rothenburg und in den Bildern und Collagen von Ekkehard Krauß, die derzeit im Pavillon auf der Freundschaftsinsel gemeinsam ausgestellt werden, ein unverzichtbares Accessoire. So finden sich bei der Potsdamer Textilkünstlerin Spiegel aller Art und Größen, die in ihre fantasievollen Arrangements, die Titel wie „In bester Gesellschaft“ oder „Träumerin“ tragen, integriert sind, ja diese erst ermöglichen. Juliane Rothenburg hat Spiegelrahmen mit Samt und Seide oder Chiffon umwoben und rund um oder auf der Spiegelfläche kleine Szenerien erfunden. Da gibt es dieses wunderschöne Mädchen auf dem Meeresgrund, einen Rosenkavalier oder einen glitzernd-grünen Fisch im Netz zu bewundern.

Die sensiblen Bild-Text-Collagen von Ekkehard Krauß umfließen zumeist quadratische Spiegelflächen, die, wenn man nahe herantritt, um die Texte zu lesen, das Bild des jeweiligen Betrachters spiegeln. Das entfaltet bei diesen „Spiegeltexten 1 bis 4“ im vorderen Bereich der Ausstellung eine sehr eigentümliche Wirkung. Scheinen die Texte, die „Seelentau“ oder „Liebesturm“ heißen und Seelenzustände ihres Schöpfers spiegeln, auf diese Art und Weise der Präsentation den Betrachter fast zu zwingen, ins eigene Innere zu schauen: Der Spiegel als Aufforderung, sich in sich selbst zu versenken. Fast surreal wirkt hingegen die Collage „Traumspiegel“ – ein schwarz-weiß gestreifter Bühnenraum mit Spiegelrückwand – in der sich neben einem selbst, Ausschnitte der wechselnden Umgebung und Ausschnitte der Bilder von der gegenüberliegenden Wand spiegeln. Da hat man mitunter die fantastischen Welten Renè Magrittes und Salvador Dalis im Spiegel und vor den Augen.

Diese Ausstellung ist spiegelverkehrt und symmetrisch mit „Spiegelbilder“ überschrieben und auch das kommt nicht von ungefähr, spiegeln und ergänzen sich doch hier Abstraktes und Sinnliches, Eckiges und Fließendes, Weibliches und Männliches.

Während der 1953 geborene Ekkehard Krauß seit seiner Jugend als künstlerischer Autodidakt arbeitet, hat Juliane Rothenburg, die 1957 geboren wurde, ihre beruflichen Qualifikationen als Damenschneiderin und Diplom-Restauratorin seit Ende der 90er Jahre in der Textilkünstlerin vereinigt. „Mein Spiegelbild“ heißt eine überlebensgroße Sperrholzfigur, die vielfarbig bemalt, wie ein Paradiesvogel an der Wand gegenüber dem Eingang schwebt. Diese Mädchenfrau hat so viel Witz und Leichtigkeit, dass die (Innen-)Bilder und Collagen von Ekkehard Krauß daneben erdenschwer und melancholisch wirken.

Während bei Juliane Rothenburg die edlen Stoffe wunderbar glänzen und fließen, wird nicht nur in Krauß‘ Trilogie „Schmetterlinge“ immer wieder segmentiert, vereinzelt und zerstört. Ein Spiegelbild des momentanen Gesellschaftszustandes? Juliane Rothenburg liebt die eleganten Oberflächen und Ekkehard Krauß‘ Collagen lassen immer wieder den studierten Architekten durchscheinen, der das Kantige und Exakte verinnerlicht hat. Da beide Künstler auf der Freundschaftsinsel gemeinsam ausstellen, entsteht nicht nur einmal spannungsvolle Reibung, wenn man diese Ausstellung besucht. Astrid Priebs-Tröger

Ausstellung „Spiegelbilder“ im Pavillon auf der Freundschaftsinsel noch bis zum kommenden Sonntag, dem 24. Juni, täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet

Astrid Priebs-Tröger

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